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Ethik Politik

Drei Minuten Berühmtheit

Meine Lieben,

ich wollte ja dazu eigentlich nichts sagen, bin jetzt aber gefragt worden, und deswegen sag ich doch was dazu.

Herr Böhmermann.

Herzlich willkommen zum Tagebuch eines Pfarrers von Euerm Hans Spiegl, evangelischer Pfarrer, in Mistelbach in Niederösterreich.

Drei Minuten Berühmtheit

Herr Böhmermann hat einen kleinen Auftritt im ORF gehabt, im Kulturjournal, wo er sich ergangen ist in herabwürdigenden Bemerkungen, erstens über den Bundeskanzler, und zweitens über Österreich als ganzes. Das hat – nicht viel, aber doch etwas an Beleidigtheit und Aufmerksamkeit in Österreich nach sich gezogen, und … ja.

Schauen Sie, Herr Böhmermann – dazu kann man jetzt vieles sagen – ist jetzt vielleicht nicht der größte Kulturschaffende aller Zeiten, er hat seine Nische gefunden, und er hat es immer wieder geschafft, daß er in die Presse kommt. Und er hat es geschafft mit äußerst geschmacklosen Bemerkungen über den türkischen Präsidenten, Herrn Erdogan, und das vergeht dann natürlich auch nach einer gewissen Zeit, nachdem er, so wie ich das verstanden habe, versucht hat, so ziemlich alle zu verklagen, die daran irgendeine Kritik geäußert haben. Das ist eine Sache, die man einfach nicht macht. Das ist etwas sehr, sehr dummes.

Natürlich kann man Kritik äußern, und soll es auch, soll das auch politisch klar machen, durchaus auch in der Öffentlichkeit, tu ich ja in gewisser Weise auch. Aber man muß dann damit leben, welche Reaktionen man kriegt, und die Reaktionen waren natürlich in einer nicht so einfachen Situation im Bezug auf die Türkei, und die EU. Ja. Das haben wir nicht wirklich gebraucht.

Die Bemerkungen von Herrn Böhmermann über Österreich möchte ich jetzt einfach ignorieren, aus dem einfachen Grund, weil der gute Mann, meiner persönlichen Meinung nach, zu ignorieren ist. Das ist jemand, der einfach keine Erziehung und keine Umgangsformen hat.

Das ist ein Auszug eines Beitrags aus dem „Tagebuch eines Pfarrers“ von Hans Spiegl, vom 16. Mai 2019. Hören Sie den kompletten Beitrag hier.

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Ethik Jura Politik Religion

Organspendezwang

Bei den Aussagen von Karl Lauterbach auf der Bundespressekonferenz gestern haben mir die Zwischentöne nicht gefallen. Ich finde es gut, wenn jemand seine Organe spenden will. Aber das muss die Ausnahme bleiben und darf nicht zur Regel werden.

Wenn die Meinung von Karl Lauterbach, Jens Spahn und anderen zum Gesetz wird, gehe ich persönlich dagegen nach Karlsruhe zum Bundesverfassungsgericht. Und wenn ich dort verlieren sollte, gebe ich meinen deutschen Pass ab. Ich will nach 1933 – 1945 keinen totalitären Staat mehr in Deutschland.

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Ethik Google Internet

Betrug bei Google

Meine Kreditkarte wurde gestern gesperrt, weil Google Geld abbuchen wollte und das wurde vom KI-Algorithmus von Barclaycard als „Betrug“ eingestuft.

Ich habe jetzt die Karte wieder freigegeben und am Telefon gesagt, daß das doch kein Betrug war und alles mit rechten Dingen zugeht. Wenn ich mir die Abrechnung ansehe, bin ich mir nicht mehr so sicher. Google sind vielleicht keine Betrüger im strafrechtlichen Sinne, aber dann doch irgendwie schon. Über 14.000 € an Google gezahlt, und wofür?
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Ethik Transport & Verkehr

Angela Merkel und ihr Flugzeug

Was war „die schmerzlichste Erfahrung des vergangenen Jahres“ für Lufthansa-Chef Carsten Spohr? Beim Neujahrskonzert im Konzerthaus Berlin am Dienstag Abend verkündete er: „Daß die deutsche Bundeskanzlerin mit einer spanischen Linienmaschine nach Argentinien flog.“

Was war für den Umweltschutz ein kleiner Schritt nach vorne? Daß die deutsche Bundeskanzlerin mit einer Linienmaschine nach Argentinien flog, und nicht mit dem Regierungsjet. Als nächsten Schritt sollte sie zukünftig möglichst ganz auf das Flugzeug verzichten, und nur noch mit der Bahn fahren. Sofern es Deutschland beim Ziel der CO2-Reduktion ernst meint.

Angela Merkel und ihr Flugzeug

Ich weiß jetzt auch wieder, warum ich, wenn ich überhaupt fliege, möglichst nie die Lufthansa nutze. Weil ich solche Sprüche wie den von Herrn Spohr satthabe.

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Ethik Transport & Verkehr

Jürgen Fenske ist endlich weg

Die Haltestelle Heumarkt in Köln ist die schlimmste Haltestelle in ganz Deutschland. Größenwahnsinn pur, und völlig unnötige Wege ins 3. Untergeschoss, was viel Zeit kostet. In unmittelbarer Nachbarschaft, auf derselben Linie, stürzte vor 10 Jahren das Kölner Stadtarchiv ein; zwei Menschen starben. Aus demselben Grund: zu tief, zu groß, zu größenwahnsinnig.

Und der Chef der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) findet die Haltestelle Heumarkt auch noch gut. Zum Glück geht der jetzt in den Ruhestand.

Haltestelle Heumarkt der KVB

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Ethik Geschichte

Schmierfinken

Vor 100 Jahren wurden Arbeiter gezwungen, 6 Tage die Woche und 10 Stunden pro Tag zu arbeiten. Heute, im Jahr 2018, ist das zum Glück nicht mehr so. Aber anstatt sich darüber zu freuen, wird das Leid der Arbeiter von vor 100 Jahren jetzt instrumentalisiert, um die gesellschaftliche Rollenverteilung „Wir da oben, Ihr Schmierfinken da unten“ zu zementieren.

Schmierfinken
Hauswand in der Deutz-Mülheimer Straße in Köln

Wenn ich solche Sprüche lese, geht mir das Messer in der Tasche auf.

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English Ethik Transport & Verkehr

Ich fahre bei rot über Ampeln

Pilita Clark
Ich bin eine gesetzestreue Bürgerin, außer, wenn ich auf dem Fahrrad sitze.

Als diesen Monat in England endlich die Sonne anfing, zu scheinen, konnte ich es kaum erwarten, mein Fahrrad aus dem Keller zu holen, um damit täglich zur Arbeit zu fahren.

Sobald ich damit auf der Straße war, kam mir der altbekannte Gedanke wieder: die Fahrradfahrer in London sind furchterregend. Sie schlängeln sich an roten Ampeln vorbei. Sie fahren manchmal auf dem Bürgersteig. Sie fahren Einbahnstraßen in entgegengesetzer Richtung und über Zebrastreifen, bevor die Fußgänger die Gelegenheit haben, selbst den Zebrastreifen zu betreten.

Ich sage dieses voller Überzeugung, denn ich bin eine von ihnen. Die meisten dieser Sünden habe ich selbst schon begangen, und noch ein paar andere. Wenn Sie neulich am Morgen auf dem Wochenmarkt in Smithfield gewesen wären, wüßten Sie das.

Können Sie nicht lesen!", schrie eine Frau, während ich auf meinem Fahrrad auf einem kleinen Weg durch den Markt fuhr, hinter einigen anderen Fahrradfahrern, die vor mir den gleichen Weg radelten. Ich wandte meinen Blick auf den Boden, auf den sie zeigte, und nach langem Suchen fand ich schließlich zwei Wörter, die mit fast verblichener weißer Farbe auf den Boden gemalt waren: Fahrradfahren verboten".

Ich stieg von meinem Fahrrad ab und ging schuldbewußt langsam weiter, während ich das Fahrrad neben mir her schob. Ich habe allerdings nicht vor, mich in Zukunft an alle Regeln zu halten, wenn ich mich auf Londons Straßen vorwärtsbewege - nicht, solange sie sich so hoffnungslos gegen die Fahrradfahrer richten. Genauso sehe ich es auch, wenn ich in New York bin, oder in einer anderen großen Stadt, die Radfahrer vor die Wahl stellen, entweder zu überleben oder sich an alle Regeln zu halten.

Zu meiner Verteidigung muß ich sagen, daß ich mich absolut regelkonform verhalte, wenn ich auf den besten Abschnitten eines der Fahrradschnellwege bin, die in den letzten Jahren in einer Länge von insgesamt 65km durch ganz London gebaut wurden. Seit dem Jahr 2010 geschieht das, mit tollen Trennwänden aus Beton und besonderen Fahrradampeln. Das gilt auch für die 100km verkehrsberuhigten Straßen, die Radfahrer durch die Nebenstraßen der Stadt leiten.

Aber diese Nischen machen nur einen kleinen Teil der städtischen Straßen in London aus, und es ist ein Wunder, daß es sie überhaupt gibt, wenn man bedenkt, wie laut sich die Autofahrer über sie beschweren.

Die Stadt ist immer noch für Autos gemacht, obwohl diese nur 5% der 1,3 Millionen Menschen befördern, die jeden Morgen im Berufsverkehr in die Innenstadt fahren.

Daher mache ich, was nötig ist, um zu überleben.

Wenn ich eine gefährliche Spur schnell fließenden Verkehrs vermeiden kann, indem ich ein paar Meter auf einen leeren Bürgersteig ausweiche, dann mache ich das. Wenn ich eine rote Ampel überfahre, wenn offensichtlich kein anderer Verkehrsteilnehmer weit und breit in Sicht ist, dann mache ich das auch. (Diese Verhalten wurde übrigens vor ein paar Jahren in Städten wie z.B. Paris legalisiert). Und wenn ich jemals in der Nähe eines LKWs bin, kann ich für nichts mehr garantieren. Die offiziellen Statistiken besagen, daß LKWs in den letzten Jahren für 53% der tödlichen Unfälle mit Radfahrern verantwortlich waren, und für 18% der tödlichen Unfälle mit Fußgängern, obwohl LKWs nur 4% der gesamten Verkehrsleistung erbringen.

Ich sollte an dieser Stelle anfügen, daß ich, wie die meisten der mit dem Rad zur Arbeit fahrenden Menschen, die ich jeden Tag sehe, außergewöhnlich vorsichtig bin.

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als ich als Autofahrerin selbst fast einen Radfahrer umgefahren habe, und deshalb trage ich eine scheußliche gelbe Jacke, und habe mein Fahrrad überall mit Reflektoren ausgestattet. Ich nähere mich den gefährlichen Kreuzungen wie eine junge Gazelle in der Nähe einer Löwenhöhle, immer darauf aus, nicht eine der 400 Radfahrer zu werden, die seit dem Jahr 2013 jedes Jahr in der Londoner Innenstadt getötet oder schwer verletzt werden.

Ich würde nie auf die Idee kommen, ein Fixie" zu fahren, also ein Fahrrad ohne Vorderbremse und ohne feste Gangschaltung, wie das Rad, das dieser Teenager gefahren hat, als er im Jahr 2016 in East London eine Frau überfahren und getötet hat.

Es gab verständlicherweise einen Aufschrei der Entrüstung bezüglich dieses tragischen Falles, und die Regierung möchte die Strafen für unverantwortliche Radfahrer erhöhen. Das ist in Ordnung. Aber ich wünschte mir, daß Autofahrer, die auf Fahrradwegen parken, ebenfalls härter bestraft werden, besonders diejenigen, die ihre Türen aufreißen und vorbeifahrende Fahrradfahrer dadurch verletzen. Denn es ist leider wahr, daß Radfahrer viel eher Opfer des Straßenverkehrs werden als ihre Unfallgegner.

In den 10 Jahren zwischen 2007 und 2016 waren 98,9% aller getöten Fußgänger in Großbritannien, die bei Zusammenstößen auf dem Gehweg oder am Straßenrand umkamen, die Folge einer Kollision mit einem motorisierten Fahrzeug, nicht mit einem Fahrrad. Es gab nicht einen einzigen Fußgänger, der von einem Radfahrer getötet wurde, der eine rote Ampel überfuhr.

Diese Zahlen würde man nicht vermuten, wenn man unseren Verkehrsminister Chris Grayling reden hört, der selbst kein Fahrradfahrer ist (und der selbst einmal einen Radfahrer verletzte, als er seine Autotür öffnete). Er denkt, daß einige Fahrradwege ein Problem für Straßenbenutzer sind, und hat sich Gedanken über Radfahrer gemacht, die Regeln übertreten.

Es wird im Laufe der Zeit sicher besser werden, wenn eine Generation fahrradfreundlichere Politiker an die Macht kommt. Ich lebe in der Hoffnung, daß es in Zukunft mehr Fahrradschnellwege geben wird, daß LKWs im Berufsverkehr verboten werden, und daß man als Radfahrer zukünftig legal eine rote Ampel überfahren darf, wenn keine Gefahr besteht.

Bis dahin werde ich, wenn es die Wahl gibt zwischen einer Befolgung der Regeln einerseits und am Leben zu bleiben andererseits, auf der falschen, aber vernünftigeren Seite des Gesetzes bleiben.

Schreiben Sie an die Autorin Pilita Clark

Quelle: Financial Times, Montag, 30. April 2018, Seite 12

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Ethik Facebook Internet

Wir sind nur Gast auf Facebook

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, hat in seinem Blog einen sehr nachdenklichen Beitrag über das Verhältnis der Kirche zu Facebook geschrieben. Letztlich kritisiert er Facebook massiv, bezeichnet den Datenverkauf an Cambridge Analytica als „unerhört“ und als „Skandal“, rechtfertigt es aber, daß die Kirche weiterhin bei Facebook ist, weil sie dort sein will, wo die Menschen sind.

Manfred Rekowski

Ich selbst sehe das allerdings viel offensiver und im Ergebnis doch anders als Manfred Rekowski, wie ich auch in meinem ursprünglichen Beitrag schrieb. Dem Präses stimme ich völlig zu, daß Facebook keine ethischen Maßstäbe setzt, die mir gefallen müssen. Und natürlich sind wir nur Gast auf Facebook – übrigens eine sehr intelligente Formulierung.

Gleichzeitig bezweifle ich, ob es zielführend ist, jetzt für Dienste wie Facebook bezahlen zu wollen, und stattdessen die „Hoheit über seine Daten“ behalten zu wollen. Jeden Sonntag erlebe ich, wie der Pfarrer auf der Kanzel seine Predigt über abstrakte biblische Texte mit Daten aus seinem Leben würzt.

Das gehört für mich als Christ einfach dazu, daß ich eben nicht die Hoheit über meine Daten habe, sondern daß ich andere daran teilhaben lasse. Und dieser „andere“ kann mein kranker Nachbar, aber eben auch Mark Zuckerberg sein.

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Bildung Ethik

Das Leben kostet viel Zeit

Jedes Leben ist ein Roman. Und der Verfasser ist unbekannt.

Jens Sparschuh

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Abenteuer Ethik Facebook Internet Politik

Der Facebook Datenskandal

Mich nervt es zusehens, wie seit Tagen alle nur von dem angeblichen Datenskandal bei Facebook reden. So ein Quatsch!

Facebook ist für den Nutzer kostenlos, und im Gegenzug geben wir Facebook ganz viele Daten, die der Dienst monetarisiert, indem diese Daten ausgewertet und das Ergebnis an Firmen verkauft wird. Das weiß jedes Kind, und nichts anderes haben Facebook und Cambridge Analytica gemacht.

Es gibt keinen Skandal.

Der Facebook Datenskandal