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Wohnung teilen

Seit 2 1/2 Jahren bin ich jetzt aktiver Teil der „Sharing Economy“. Ich teile meine Wohnung mit Gästen aus aller Welt. Meist ist es Simons Hochbett, manchmal aber auch mein eigenes Bett, in dem ich Fremde willkommen heiße. Wenn die Nachfrage sehr groß ist und ich nicht zu Hause bin, werden auch schon mal beide Zimmer gleichzeitig vermietet, und zu Messezeiten auch zusätzlich das Schlafsofa im Wohnzimmer. Dann hilft mir meist mein Freund Stefan, der die Gäste in meiner Abwesenheit in Empfang nimmt und auf die Zimmer verteilt. Wir sind nach über zwei Jahren schon ein ziemlich eingespieltes Team.

Das Geschäft brummt und noch kein Gast hat eine Axt mitgebracht.

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Vorratsdatenspeicherung: Netzpolitische Grundsatzentscheidung, die nun endlich kommt

Der Bundestag wird am morgigen Freitag voraussichtlich das umstrittene Gesetz zur Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung beschließen. Dazu sage ich, in Abwandlung einer Presseerklärung von eco Vorstand Politik & Recht Oliver Süme:

„Die Bundesregierung hat hier nach langen Beratungen endlich ein Gesetz auf den Weg gebracht, das ausgewogen ist und sowohl die Sorgen der Bürger als auch die paranoiden Vorstellungen der Gegner berücksichtigt. Bürger müssen keine Beschneidung ihrer Grundfreiheiten ertragen, sondern können endlich wieder damit rechnen, daß der Staat das Demokratiegebot ernst nimmt und ihre Rechte schützt. Die Unternehmen müssen zwar Kosten von geschätzt 600 Mio. Euro tragen, die sie für die Einrichtung entsprechender Speicherinfrastruktur ausgeben werden, aber Demokratie und Rechtsstaat gibt es eben nicht zum Nulltarif. Gleichzeitig ist jetzt schon klar, dass dieses Gesetz aufgrund übertriebener Ängste Einzelner wie schon sein Vorgänger im Jahr 2007 vor dem Bundesverfassungsgericht landen und dort voraussichtlich Bestand haben wird. Es ist unverantwortlich von den Gegnern, jetzt juristische Winkelzüge anzustreben, was wahrscheinlich vermeidbar gewesen wäre, wenn sich die Gegner der VDS sorgfältiger mit den Argumenten der Politik auseinandergesetzt hätten.“

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Repräsentative Demokratie

Das ist ein gutes Beispiel dafür, warum wir eine repräsentative und keine direkte Demokratie brauchen in Deutschland. Auch, wenn 69% der Deutschen die Todesstrafe für manche Delikte fordern würden, ist es dennoch gut, daß es keine Todesstrafe mehr gibt in Deutschland. Weil sich das für einen modernen Staat einfach nicht gehört.

So ist das auch mit der VDS. Nur, weil die Mehrheit der Deutschen sie ablehnt (wenn die Zahlen von Amnesty stimmen), ist das kein Grund für die deutsche Bundesregierung, sie nicht endlich einzuführen. Weil sie schlecht, aber leider notwendig ist.

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Smartphones und Privatsphäre

Professor Welzer hat viele interessante Gedanken zum Thema Medien und Privatsphäre. Es hat sich gelohnt, das Interview im „Kölner Stadtanzeiger“ zu lesen. Aber dennoch bekomme ich einen Schreikrampf, wenn er sagt, daß er weder Facebook, noch XING oder WhatsApp nutzt. Wieso nicht?

Echt schlimm auch, daß er Hans Magnus Enzenzberger und seine Aufforderung, Smartphones wegzuwerfen, auch noch verteidigt. Daß solche Meinungen immer noch von Menschen, die sich für die „intellektuelle Elite“ in Deutschland halten, geteilt werden, macht mir Angst. Gehen Sie doch zurück auf Ihren Baum, Herr Welzer, und lassen Sie uns in Deutschland in Ruhe mit Ihren seltsamen Gedanken. Halten Sie Vorträge in Seniorenclubs und anderswo, wo man mit der Welt von heute schon längst abgeschlossen hat, weil man sie nicht mehr versteht.

Aber billigen Sie uns „normalen“ Menschen zu, auch normal zu leben. Und dazu braucht man im Jahr 2015 ein Smartphone, mit allen Apps, die dazugehören. Dann haben wir als Folge eben keine Privatsphäre mehr. Na und?

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Der Schlüssel zum Glück

Netzpolitik.org und der Chaos Computer Club, ein hochangesehenes Portal von Markus Beckedahl und die Trutzburg der deutschen Hackerszene, fordern heute einen Verschlüsselungszwang für alle. Es ist doch heute noch nicht der 1. April. Was soll denn das?

Ich habe vor einem Jahr meinen Paid-Account bei Web.de gekündigt, u.a. weil Mails dort nur noch verschlüsselt abgerufen werden können. Das tat nicht weh und hat Geld gespart, aber es ging mir auch ums Prinzip. Jeder Zwang zur Verschlüsselung sollte in die linksradikale Mottenkiste, da wo er hingehört.

Wer verschlüsseln will oder muß (z.B. Angela Merkel ihr Handy), soll das tun. Alles andere ist grober Unfug.

Cloaking

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Immer wieder Vorratsdatenspeicherung

Nun wurde endlich das mit Spannung erwartete Gutachten des juristischen Dienstes des Europäischen Parlaments zur Vorratsdatenspeicherung veröffentlicht.

Und die VDS-Gegner sehen die Hardliner auf dem Rückzug und jubeln. Als ob es nur „Hardliner“ wären, die Vorratsdatenspeicherung fordern.

Eine Gesellschaft ohne anlaßlose Speicherung sehr vieler Daten ist wie eine Gesellschaft, die es erlaubt, daß alle Menschen in der Öffentlichkeit mit Strumpfmaske über dem Gesicht herumlaufen.

Die ewigen Apostel der VDS-Gegner verrennen sich in ihre eigenen Argumente und merken gar nicht, daß sie die Gesellschaft mit ihrer Opposition gegen die VDS schwächen. Wenn jeder anonym im Netz ist, gibt es nämlich keine Gesellschaft mehr, sondern nur noch eine Menge Individualisten. Das wäre das Ende jeglicher Politik.

Wer auch 2015 noch den Verzicht auf Vorratsdatenspeicherung fordert, spielt mit dem Feuer. Dieses droht, die Gesellschaft, wie wir sie kennen und lieben, für immer zu zerstören.

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Sieben Thesen zur Netzneutralität

Meine Freunde von netzpolitik.org fordern mal wieder Netzneutralität. Ich kann das Thema eigentlich nicht mehr hören. Aber weil alle gerade davon reden, rede ich eben doch ein wenig mit. Hab mal angefangen, die Thesen zu zerpflücken. Aber eigentlich lohnt sich der Aufwand nicht. Es gab aus meiner Sicht noch nie Netzneutralität und es kann sie nie geben.

Zur ersten These: ich habe hier in Köln zwei feste Internetanschlüsse. Ich kann Internet über Netcologne oder über die Deutsche Telekom beziehen. Das mag nicht überall funktionieren, aber es ist sicher kein Einzelfall. Die These ist also nicht ganz richtig. Außerdem gilt sie nur für kabelgebundene Netze. Bezogen auf Datennutzung über Handy ist sie völlig falsch.

Zur zweiten These: zentral gesteuerte Onlinedienste wie BTX waren in vielen Belangen dem heutigen Internet überlegen. Ich vermisse sie. Es gab bei BTX übrigens die Möglichkeit, mit 1200/75 Bit/s oder mit 28 kBit/s zuzugreifen. Es gab also im Ergebnis Zugänge unterschiedlicher Qualitäten, das hat niemanden gestört.

Zur vierten These: 10 MBit/s braucht kein Mensch. Mit 300 kBit/s kann man sehr gut Videos sehen. Ich mache das fast täglich. Wenn es also keine Netzneutralität gibt, und in der Folge dann manche mit 100 MBit/s surfen und andere mit nur 1 MBit/s, ist das überhaupt keine spürbare Einschränkung für letztere.

These fünf “Inhalteanbieter bezahlen im Netz heute für die Auslieferung ihrer Daten in einer garantierten Qualität” ist schlicht falsch. Im ICP/IP Protokoll kann die Qualität nicht garantiert werden. Das stört den großen Geist nicht, und den kleinen geht’s nichts an.

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Die digitale Zukunft

In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Die digitalisierte Gesellschaft als Herausforderung.

So lautete (abgekürzt) das Thema einer Tagung der Evangelischen Akademie in Villigst in Westfalen, die ich gestern besuchte. Wir haben sehr angeregt diskutiert über Profiling und die Auswirkung von Algorithmen auf Grundrechte und Demokraite, über Medienethik, die kindliche Entwicklung und welchen Einfluß die neuen Medien auf die Kinder, und die Gesellschaft im Allgemeinen haben.

Doch das war eine akademische Diskussion über die Zukunft. Die Gegenwart ist jetzt, und die ist genauso wichtig. Mein Kreditkartenunternehmen schreibt mir gerade „Starten Sie mit dem Barclaycard Online-Kundenservice in die digitale Zukunft“. Auf deutsch, sie wollen den Kontoauszug auf Papier abschaffen und mich zwingen, nur noch Online den Kontoauszug abzurufen.

Halt! So geht es nicht! Natürlich nutze ich seit über 25 Jahren Onlinebanking. Aber deswegen will ich doch nicht auf eine Papierrechnung verzichten!

Der BGH hat vor wenigen Tagen entschieden, daß ein Telefonunternehmen keine Extragebühr für eine Papierrechnung, einmal pro Monat, verlangen darf. Man muß offensichtlich manche Unternehmen, die die dringend notwendige Digitalisierung der Gesellschaft mißbrauchen, daran erinnern, daß damit vor allem ein Gewinn, und eine Komfortsteigerung für die Menschen und eben kein Kostensenkungsprogramm für die Wirtschaft gemeint ist.

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Immer noch im Schlandnet

Die Deutsche Telekom hat Internetnutzern den Verbleib ihrer E-Mails in Deutschland garantiert. „Für unsere Privatnutzer in Deutschland haben wir das nationale Routing bereits umgesetzt“, sagte Konzernchef Tim Höttges der „Welt am Sonntag„. Sie könnten sicher sein, dass ihre E-Mails auf dem Weg von Bremen nach München nicht das Land verließen, wenn beide Nutzer bei der Telekom seien.

E-Mail

Ich weiß schon, wieso ich meinen T-Online-Account gekündigt habe. Die lösen Probleme, die es gar nicht gibt. Mir ist doch völlig egal, welchen Weg meine E-Mail nimmt. Schon mal was von TCP/IP-Protokoll gehört? Das sieht ein Schlandnet nicht vor.

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From papyrus to pixels

The growth rate of e-books has recently slowed in many markets. Publishers now expect most of their sales to remain in print books for decades to come – some say for ever.

There are a number of reasons. One is that the print book is „a really competitive technology“: it is portable, hard to break, has high-resolution pages and a „long battery life“.

bookshelf

Sales of e-readers, the most popular of which is the Kindle, are in decline. „In a few years‘ time, we will look back at e-readers and remember them as one of the shortest-lived of all consumer media devices.“

The Economist, October 11th 2014, p 47