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Bildung Politik VWL

Unbefristeter Streik im Kindergarten

Seit einigen Tagen gibt es an vielen Kindergärten in Deutschland einen unbefristeten Streik der Erzieherinnen und Erzieher. Heute bin ich zufällig an der DGB-Zentrale in Köln vorbeigekommen, wo sich seit Montag viele streikende Erzieherinnen versammeln, und habe mit einigen von ihnen ein längeres Gespräch geführt.

Kind

Sie fordern mehr Geld, d.h. eine Einstufung in eine höhere Tarifgruppe

1) Weil die Arbeit mit den unter 3-jährigen viel anstrengender ist als bisher die Arbeit mit den älteren Kindern

2) Weil die Anforderungen durch Bildungsdokumentation in den letzten Jahren enorm gestiegen sind. Früher mußten die Kinder nur betreut werden, jetzt muß zusätzlich ganz viel darüber aufgeschrieben werden

3) Weil durch das niedrige Gehalt immer weniger Männer den Erzieherberuf ergreifen, und einige männliche Bezugspersonen in jeder Kita wichtig sind

4) Weil immer mehr Flüchtlinge ihre Kinder in den Kindergarten schicken. Die Kinder können kein deutsch, aber Kinder lernen ja schnell. Viel anstrengender für die Erzieher ist, daß auch die Flüchtlingseltern natürlich kein deutsch können. In Verbindung mit 2) macht das die Arbeit der Erzieherinnen noch viel aufwendiger.

Insbesonders der erste und der letzte Punkt sind eindeutig eine Folge der Bundespolitik. Daher ist es absolut unverantwortlich, daß die Kommunen das Geld für die Erziehergehälter aufbringen müssen. Ich sehe keine Lösung im derzeitigen Kitastreik in Sicht, wenn nicht Herr Schäuble sein Portemonnaie ganz weit aufmacht. Vor allem ist das ein guter Anlaß, die schwachsinnige Schuldenbremse aus dem Grundgesetz ganz schnell wieder zu streichen!

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Bildung Jura Politik VWL

Streik im Kindergarten

Seit vielen Jahren bin ich Mitglied in der Gewerkschaft. Streiks sind ein wichtiges Instrument des sozialen Friedens. Sei es bei Industrieunternehmen, oder bei Dienstleistern. Die Lokführer- und Pilotenstreiks der letzten Monate, so ärgerlich sie für manche im Einzelfall waren, sind aus meiner Sicht völlig legitim.

Streik im Kindergarten

Aber Streik im Kindergarten geht gar nicht. Das, was heute in Köln passiert, ist ein Armutszeugnis für die deutsche Gesellschaft. Ich finde es gut, daß in christlichen Kindergärten diese Art der Auseinandersetzung auf dem Rücken der Kinder und ihrer Eltern schlicht nicht vorkommt.

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DM Politik VWL

Schäubles schwarze Null

Ganz Europa fleht Deutschland an, den Stabilitätspakt aufzuweichen. Weil Frankreich, Italien, Spanien und viele andere in der Rezession und Deflation versinken. Ganz Europa, und auch der €, stehen vor dem Untergang, weil Deutschland keine neuen Schulden macht.

Außerdem sind die Zinsen für Staatsanleihen in Deutschland derzeit real unter Null, also würden wir Schulden aufnehmen können, ohne dafür etwas zu bezahten. Es gab seit 50 Jahren keinen schlechteren Zeitpunkt, auf Neuverschuldung zu verzichten. Wenn man es dennoch macht, ist man dumm, oder frech, oder beides. Das geht auf keine Kuhhaut.

Schaeuble

In dieser Situation stellt sich Herr Schäuble gestern im Bundestag hin und ist stolz auf seine schwarze Null. Ich schäme mich, als Deutscher, für diese Bundesregierung.

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Abenteuer DM Francais Politik VWL

Günther macht den Euro tot

In der „Financial Times“ von heute befindet sich ein Artikel von Günther Oettinger auf Seite 9. Nach diesem Artikel, und dessen Zusammenfassung auf Seite 1 (!) der FT können wir die deutsch-französische Zusammenarbeit, und den €, wahrscheinlich vergessen.

gunther

Es war ein Fehler von Angela Merkel, daß sie den Günther damals nach Brüssel entsorgt hat in der Hoffnung, dort könne er kein Unheil mehr anstellen. Er kann. Und er hat es heute wieder bewiesen.

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Bildung English VWL

The wacky economics of Germany’s parallel universe

Financial Times

German economists roughly fall into two groups: those that have not read Keynes, and those that have not understood Keynes.

The only party with some Keynesian leanings are the former communists.

Wolfgang Münchau, Financial Times, Monday, 17 November 2014

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DM Politik VWL

Deutschland steckt nicht in der Krise

Deutschland steckt nicht in der Krise. Aber viele andere europäische Länder. Und davon ist natürlich auch die deutsche Wirtschaft betroffen. Das zeigt: Wer sich nicht um Europa kümmert, vernichtet Arbeitsplätze auch in Deutschland.

Sigmar Gabriel in BILD, 20.10.2014

Sigmar Gabriel

Lieber Sigmar Gabriel,

„Wer sich nicht um Europa kümmert, vernichtet Arbeitsplätze auch in Deutschland.“

Das ist richtig. Und ganz Europa, vor allem die großen Länder Frankreich und Italien, wollen, daß Deutschland mehr Geld ausgibt, um als Konjunkturlokomotive Europa aus der Krise zu ziehen.

Es gibt aus meiner Sicht nur zwei Möglichkeiten:

1. Deutschland kümmert sich um Europa, indem wir das machen, was alle anderen Europäer für richtig halten: die Wirtschaft ankurbeln durch mehr deutsche Staatsschulden.

2. Deutschland kümmert sich um Europa, indem wir selbst machen, was wir für richtig halten: die schwarze Null, und die anderen Europäer das machen lassen, was sie für richtig halten: mehr Staatsschulden. Das geht aber nur ohne Maastricht-Kriterien, also ohne diese schwachsinnige Erfindung von Helmut Kohl. Der € muß weg.

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Transport & Verkehr VWL

KVB braucht eine Milliarde Euro

Wenn ich den Artikel im KStA von heute (1. Oktober) lese, geht mir das Messer in der Tasche auf. KVB-Chef Jürgen Fenske fordert also eine Milliarde € an öffentlichen Geldern. Und das sagt jemand, der seinen eigenen Laden so schlecht im Griff hat. Seit Jahren ärgere ich mich über jede Straßenbahn der KVB, die ohne Werbung, also „nackt“, durch Köln fährt. Hier werden jährlich Millionen € liegengelassen, weil sich die KVB zu schade ist, Werbekunden zu suchen und damit ihre eigenen Einnahmen zu steigern. Es ist ja auch viel einfacher, den Rat der Stadt aufzufordern, Subventionen von Bund und Land zu fordern, statt sich hinzusetzen und seine Hausaufgaben zu machen.

westminster

Ich bin ab und zu auf die KVB angewiesen, weil ich kein eigenes Auto habe und nicht jede Fahrt in Köln mit dem Fahrrad erledigen kann. Nach dem heutigen Bericht im „Kölner Stadtanzeiger“ werde ich mir aber jeden Kauf eines Einzelfahrscheins dreimal überlegen. Dem frechen Herrn Fenske will ich nicht unnötig Geld in den Rachen werfen.

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Google Internet Jura VWL

Die Google Story

Wir befinden uns irgendwo in Europa. In einem Gewerbegebiet. Ein Verbraucher kommt, auf der Suche nach einem neuen Auto.

Es gibt ziemlich viele Autohäuser in diesem Gewerbegebiet. Mercedes Benz, BMW, Volkswagen, Audi, Fiat, Renault. Und Volvo.

Auffallend ist, dass das meist deutsche Automarken sind. Aber es ist ja bekannt: Deutsche bauen die besten Autos. Ausserdem hat der Verbraucher ja die Wahl, ist also nicht schlimm.

Die absolute Premiummarke ist natürlich Mercedes. Also betritt der Verbraucher das Mercedes-Autohaus. Dort gibt es nicht nur eine riesige Auswahl an schnittigen Mercedes-Modellen, sondern auch Autos der Schwestermarke Smart. Beide natürlich ansprechend präsentiert. Ausserdem Angebote der Mercedes-Benz Bank, als Ergänzung. Falls der Verbraucher eine Finanzierung wünscht. Und die Mercedes-Benz Bank hat als Werbepartner den VfB Stuttgart, daher gibt es eine kleine Ecke mit VfB-Fanartikeln, Schals, Trikots, Mützen.

Der EU-Kommission stinkt das. Sie möchte, dass in dem Autohaus gleich am Eingang auch Audis, Bentleys und Seats gezeigt werden. Und natürlich nicht nur Artikel des VfB Stuttgart, sondern gleichwertig daneben Fanartikel der Konkurrenz vom FC Bayern München und den Stuttgarter Kickers.

Realistisch?

google

Wir befinden uns irgendwo in Europa. In einem Webbrowser im Internet. Ein Verbraucher öffnet den Browser, auf der Suche nach einer Information.

Es gibt ziemlich viele Suchmaschinen im Internet. Google, Yahoo!, Bing, AltaVista, Ask. Und Wolfram Alpha.

Auffallend ist, dass das meist amerikanische Suchmaschinen sind. Aber es ist ja bekannt: Amerikaner bauen die besten Internetdienste. Ausserdem hat der Verbraucher ja die Wahl, ist also nicht schlimm.

Die absolute Premiummarke ist natürlich Google. Also sucht der Verbraucher bei Google. Dort gibt es nicht nur eine riesige Auswahl an erstklassigen Suchresultaten, sondern passend dazu auch Werbung von Google AdWords. Beide natürlich ansprechend präsentiert und für den Laien kaum unterscheidbar. Ausserdem Angebote von Google Shopping, und Google Maps als Ergänzung. Falls der Verbraucher etwas kaufen möchte. Und Google bietet ausserdem noch Preisvergleichsportale an, z.B. für Reisepreisvergleiche, Produktpreisvergleiche.

Der EU-Kommission und auch deutschen Politikern stinkt das. Sie möchte, dass in der Suchmaschine gleich auf der Startseite neben Google-Ergebnissen auch Shopping- und Preisvergleichsportale der Konkurrenz gezeigt werden. Und natürlich nicht nur Artikel von Google ganz oben in den Suchergebnissen, sondern gleichwertig daneben auch Ergebnisse der Konkurrenz.

Realistisch?

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Humor Politik Transport & Verkehr VWL

Die CSU und ihre Maut

Welke: So, und jetzt sprich mal ein Machtwort, CDU!

CDU: Ja.

Welke: Die verzogene Bayern-Göre tanzt uns schon viel zu lange auf der Nase rum.

CDU: Ja, mach ich. Man darf sich nicht alles gefallen lassen.
(zu CSU) Hallo, Schätzelchen. Hast Du mal nen Moment Zeit für Papa? Hallo …

maut

CSU: Was?

CDU: Entschuldige, mein Muckelbärchen, ich wollt nur ganz kurz fragen, ob Du eventuell …

CSU: Hast Du mir ne Maut mitgebracht?

CDU: Was? Ach nee, Du, die Maut, da hatten wir doch drüber gesprochen. Die Maut, die funktioniert so nicht.

CSU: Boah, ich hasse Dich voll, ej. Du bist so häßlich. Du Mißgeburt, ich schwöre …

Welke: Genau jetzt muß man auf den Tisch hauen.

CDU: Jetzt will ich Dir mal was sagen. Das tut dem Papa echt weh, wenn Du so schlimme Sachen sagst. Du hast doch neulich schon ne Herdprämie bekommen!

CSU: Ach, die war scheiße. Alle meine Freundinnen haben schon ne Maut. Die Österreicher, sogar die Froschfresser haben ne Maut, nur ich nicht. Du bist so’n Opfer, Papa, ej.

CDU: Aber Schneckchen. Bei den Froschfressern – da haben wir doch auch drüber gesprochen – da müssen auch die Inländer bezahlen.
(zu Welke) Sie macht halt grad ne schwierige Phase durch, die kleine CSU.

Welke: Ja. Die macht seit 60 Jahren ne schwere Phase durch.

CDU (zu CSU): Du Süße, der Schäuble – der Onkel Wolfgang – der hat das alles nochmal durchgerechnet. Die Maut, die kostet am Ende mehr, als sie einbringt. Das rechnet sich nicht.

CSU: Rechnet sich wohl!

CDU: Nein.

CSU: Wohl! Wohl. … Du hast mich gar nicht mehr lieb (heult).

CDU: Das stimmt doch gar nicht. Meine kleine Moppelmaus. Hör doch bitte auf zu weinen. Bitte! … Na gut, Du kriegst ja Deine Maut.

CSU: Na also.

Welke: Sag mal … das gibt’s doch gar nicht, CDU. Am Ende müssen wir alle Maut bezahlen, nur weil Du Dein doofes Kind nicht im Griff hast. Es gibt keine Maut, Feierabend.

CSU: Die soll sich da nicht einmischen, diese blöde Gesichtswurst, ej. Wenn ich nicht in fünf Minuten meine Maut hab, dann red ich auch nicht mehr mit Euch über den Länderfinanzausgleich. So.

CDU: Ja. Toll, Herr Welke! Jetzt redet sie nicht mehr mit uns über den Länderfinanzausgleich. Herzlichen Glückwunsch.

Welke: Die blöde Kuh muß mit uns darüber reden. Das steht im Grundgesetz.

CSU: Tsss. Das Grundgesetz kannst Du Dir sowas von in den Arsch schieben.

CDU: Also, Schnuffelchen, wo hast Du denn die schlimmen Worte her?

CSU: Ich will meine Maut. Jetzt. Sonst zieh ich hier aus. Zu meinem Freund.

CDU: Sie will ausziehen!

Welke: Ach, die zieht nicht aus. Und die hat auch gar keinen Freund. Die CSU hat so bekloppte Ansichten, die findet nie nen Freund.

CSU: Ach ja? Und wer ist das?

AfD: Hallöchen!

CSU: So. Das habt ihr jetzt davon. Tschö mit ö, ihr Looser! Komm!

Welke: Jetzt, jetzt, jetzt … muß man hart bleiben, CDU. Die blöfft!

CDU: Hasenschwänzchen, komm zurück! Papa hat Dich lieb!

Welke: Es ist hoffnungslos. Carolin Kebekus und Christian Ehring, meine Damen und Herren.

Quelle: heute-show vom Freitag, 12.09.2014, 22:30

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DM Jura VWL

Die EZB ist ratlos

Gestern war das mit Spannung erwartete Treffen der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Entschieden wurde im Grunde gar nichts. Die Leitzinsen wurden auf quasi 0% gesenkt und die Strafzinsen für Bankeinlagen wurden leicht erhöht.

sinkingfeeling
Quelle: The Economist

QE (Quantitative Easing), also Ankauf von Staatspapieren durch die EZB, wurde wieder einmal nicht beschlossen. Im Vorfeld war gemunkelt worden, daß sich Mario Draghi mit Angela Merkel abgesprochen hat; ich vermute jetzt mal, die deutsche Bundeskanzlerin war gegen QE, weil das unterm Strich wie Eurobonds wirken würde, und das lehnt Frau Merkel, die CDU und eigentlich Deutschland insgesamt ab.

Interessant auch die Bemerkung in der Tagesschau, es hätte hinter den Kulissen, bevor Mario Draghi die Entscheidung verkündete, im EZB-Rat unter den Zentralbankchefs viel Dissenz gegeben.

So wird das alles nichts. Wenn nicht bald etwas Entscheidendes passiert, rutscht Europa weiter in die Katastrophe. Persönlich plädiere ich zwar für die Abschaffung des Euro, aber es wären für mich auch andere Lösungen denkbar. Weiterhin gar nichts machen, wie es die Leitlinie von Frau Merkel zu sein scheint, geht aber schlicht nicht mehr.