Mit freundlicher Unterstützung der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB).
Kategorie: Transport & Verkehr
Verpasste Chance
In der größten Stadt Europas, in London, werden massenhaft Kfz-Kennzeichen gescannt. Die Kennzeichen aller Fahrzeuge, die in die Innenstadt (Congestion Zone) einfahren wollen, werden per Videokamera erfasst, damit die Autofahrer die Eintrittsgebühr (werktags tagsüber) auch entrichten.
Ich bin häufig in London und die Innenstadt hat dadurch sehr an Lebensqualität gewonnen. Man kann an der Straße vor dem Pub sitzen, und ohne große Ruhestörung essen und trinken. Man kann in der Londoner Innenstadt bequem mit dem Fahrrad fahren. Gleichzeitig kann man die Innenstadt aber auch mit dem Auto befahren, wenn es sein muß – und wenn man die Citymaut bezahlt.
Das alles geht nur mit Kfz-Kennzeichen-Scanning. Oliver Steinkamp und andere paranoide Menschen sorgen dafür, daß eine solche sinnvolle Regelung in Deutschland weiter auf sich warten lässt. Das finde ich sehr schade.
Kleinaktionäre
Mein BWL-Professor war ein Anhänger klarer Worte. „Aktionäre sind dumm und frech“, pflegte er häufig zu sagen. „Dumm, weil sie ihr Geld Unternehmen anvertrauen, und frech, weil sie als Gegenleistung auch noch eine Dividende fordern“.
Ich war zwanzig Jahre lang Eurotunnel-Aktionär. Ich war ein ganz kleiner, deutscher Einzelaktionär, der ebenso wie hunderttausende andere Aktionäre all sein Geld verloren hat. Mehrere Tausend D-Mark habe ich verloren. Zwar nicht die Ersparnisse meines Lebens, aber ein für meine damalige Situation nicht unwesentlicher Betrag. Als dann in den Jahren bis 2010 die Umschuldung von Eurotunnel stattfand, und weitere Einlagen von uns Aktionären gefordert wurden, hab ich nicht mehr mitgemacht. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Zum Ausgleich erhielt ich, streng legal, zwei Schecks im Gesamtwert von weniger als 5 britischen Pfund.
Ja, ich war dumm. Und frech. Denn ich hatte seinerzeit Eurotunnel-Aktien gekauft, und mich an zwei Kapitalerhöhungen beteiligt, in der Hoffnung, damit Gewinn zu machen. Diese Hoffnung wurde bitter enttäuscht.
Dennoch: wenn ich heute nach London fahre, was aus beruflichen Gründen häufig der Fall ist, bin ich immer noch ein klein wenig stolz. Wenn ich im Zug im Tunnel unter dem Ärmelkanal sitze, weiß ich, daß dieser Tunnel auch mit meinem Geld finanziert wurde. Und darüber freue ich mich.
Tsunami an Daten
Der Preis für die mißratene Wortschöpfung im Jahr 2014 geht an Alexander Dobrindt. Obwohl wir erst März haben, ist diese Aussage in diesem Jahr eigentlich nicht mehr zu toppen.
Die fortschreitende Digitalisierung durchdringe fast alle Lebensbereiche. „Wir werden einen Tsunami an Daten, eine gigantische Welle auf uns zukommen sehen“, sagte der neue deutsche Infrastrukturminister gestern auf der CeBIT.
Wer im Zusammenhang mit Daten von einem Tsunami spricht, und dann ausgerechnet auf einer Computermesse, die sich das Leitmotto „Datability“, also den verantwortungsvollen Umgang mit einer großen Menge an Daten, gegeben hat, demonstriert, daß er wirklich noch nicht im Informationszeitalter angekommen ist.
Fernbusfahrt
Vor wenigen Monaten wurde der Fernverkehr in Deutschland liberalisiert. So langsam kommen immer mehr Relationen dazu, auf denen man Bus statt Bahn fahren kann. Und das ist, trotz BahnCard, meist viel billiger.
Siegfried Stadler schrieb auf OpenBC (XING):
Taxifahrer befördern Menschen und haben damit einen verantwortungsvollen Job, meint Martin. Sie sollten angemessen entlohnt werden.
Ja natürlich, und die Winter sollten kälter sein, damit die Olympischen Winterspiele nicht ausfallen. Oder wärmer, damit wir nicht so frieren. „Sollte“ ist ein ziemlich dehnbarer Begriff.
Um es mal auf den Punkt zu bringen: ich kann mir kaum einen Job vorstellen, der selbständiger ist als der einen Taxifahrers. Daher kann es hier keinen Mindestlohn geben.
Was aber nicht heißt, daß Taxifahrten nicht auch reguliert werden sollten, und damit ein „Mindestlohn“ durch irgendeine Hintertür eingeführt wird.
Und dann kommen Unternehmen wie Uber oder auch die neuen Free-Floater-CarSharer und mischen den Markt auf. Ich zum Beispiel nutze seit einem Jahr kein Taxi mehr. Wenn ich nachts um 3 am Hauptbahnhof ankomme, nehme ich ein Car2Go und fahre nach Hause. Dank mobilem Internet ist es kein Problem, so was bei der Anfahrt auf den Hauptbahnhof zu buchen. Und das ist billiger, bequemer und umweltfreundlicher als ein Taxi.
Der Taximarkt ist in Bewegung, und das finde ich spannend. Die Taxifahrer, die sich nicht anpassen, werden bald alle noch weniger Geld verdienen. Das ist zwar traurig, aber nicht aufzuhalten. Daher ist die Forderung nach einem Mindestlohn für Taxifahrer so ziemlich das anachronistischste, was man im Jahr 2014 fordern kann.
Quite sad, but this is actually a piece of news: on the Eurostar website, it is now possible to book a train ticket six months in advance.

It will probably take a few more years for European railways to realize that if they keep the outdated policy of allowing tickets to be booked not longer than three months in advance, they will never win the battle against airlines.
U-Bahn in Köln
War heute zum ersten Mal längere Zeit unten in der neuen Haltestelle „Heumarkt“ (Umstieg von KVB-Linie 9 in die Linie 5) und bin immer noch fassungslos. Wer hat denn das geplant? Was soll der Quatsch? Die Haltestelle der 5 liegt, völlig unsinnig, so ungefähr in Mittelerde.
Endlich weiß ich auch, wieso das Historische Archiv vor fast fünf Jahren einstürzen mußte. Wer so was wie die Haltestelle „Heumarkt“ plant, provoziert einen Einsturz wie am Waidmarkt.
Ich jedenfalls werde am Heumarkt nur noch im äußersten Notfall umsteigen. Ich habe schlicht Angst dort unten.