Mein BWL-Professor war ein Anhänger klarer Worte. „Aktionäre sind dumm und frech“, pflegte er häufig zu sagen. „Dumm, weil sie ihr Geld Unternehmen anvertrauen, und frech, weil sie als Gegenleistung auch noch eine Dividende fordern“.
Ich war zwanzig Jahre lang Eurotunnel-Aktionär. Ich war ein ganz kleiner, deutscher Einzelaktionär, der ebenso wie hunderttausende andere Aktionäre all sein Geld verloren hat. Mehrere Tausend D-Mark habe ich verloren. Zwar nicht die Ersparnisse meines Lebens, aber ein für meine damalige Situation nicht unwesentlicher Betrag. Als dann in den Jahren bis 2010 die Umschuldung von Eurotunnel stattfand, und weitere Einlagen von uns Aktionären gefordert wurden, hab ich nicht mehr mitgemacht. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Zum Ausgleich erhielt ich, streng legal, zwei Schecks im Gesamtwert von weniger als 5 britischen Pfund.
Ja, ich war dumm. Und frech. Denn ich hatte seinerzeit Eurotunnel-Aktien gekauft, und mich an zwei Kapitalerhöhungen beteiligt, in der Hoffnung, damit Gewinn zu machen. Diese Hoffnung wurde bitter enttäuscht.
Dennoch: wenn ich heute nach London fahre, was aus beruflichen Gründen häufig der Fall ist, bin ich immer noch ein klein wenig stolz. Wenn ich im Zug im Tunnel unter dem Ärmelkanal sitze, weiß ich, daß dieser Tunnel auch mit meinem Geld finanziert wurde. Und darüber freue ich mich.
Eine Antwort auf „Kleinaktionäre“
moin moin
freu mich, dass Du es genießen kannst, den Eurotunnel zu benutzen und auch , weil du daran kleinaktionärisch beteiligt warst.
Wohl etwas verkürzt, schießt mir der Gedanke in den Kopf, nicht zu wünschen, dass es Schule macht, dass wir privat den tunneleisenbahnbau finanzieren. Lassen wir lieber künftig ADACler autobahnen bauen und den Staat die Eisenbahntunnel
Dir weiterhin viel spaß beim channel-tunneln
Grüße
Elmar