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EuGH-Urteil zur Vorratsdatenspeicherung

Die Speicherung von Kommunikationsdaten ohne Verdacht auf Straftaten ist nicht mit EU-Recht vereinbar. Das hat der Europäische Gerichtshof heute in Luxemburg verkündet und damit die entsprechende EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung für ungültig erklärt.

Heute ist ein Festtag für alle Internetverbrecher in Deutschland. Gerade vor dem Hintergrund des massiven E-Mail-Mißbrauchs der letzten Tag ist ein Verzicht auf die VDS das letzte, was Deutschland jetzt braucht.

Ich bin sehr traurig. Wieso?

EuGH-Urteil zur Vorratsdatenspeicherung

Ich sehe mich als kleinen, schwachen Menschen, der einer Reihe anderer Menschen gegenübersteht.

Gleichzeitig will ich aber auch frei sein, mich im Internet zu entfalten. Hier besteht jeden Tag die Gefahr, daß mich andere Menschen beleidigen, betrügen oder über den Tisch ziehen. Ich als kleiner Einzelner habe überhaupt keine Chance, diesen Verbrechern Auge in Auge, gleichberechtigt, gegenüberzustehen.

Deshalb bin ich froh, daß ich doch nicht so klein bin, wie es im ersten Moment erscheint. Ich lebe in einem Staat, der – auch für mich – bestimmte Schutzmechanismen und Organisationen geschaffen hat. Die bezahle ich mit meinen Steuern mit, und die helfen mir, und den anderen rechtschaffenden Mitbürgern.

Diese Organe heißen u.a. Polizei, Verfassungsschutz, Gerichte. Sie können die Ungleichheit „ich bin klein, die anderen da draußen sind diffus, im Zweifel groß und gemein“ helfen, aufzuheben.

Die staatlichen Organe brauchen jedoch die Mittel, um mir kleinem Bürger helfen zu können. Sie brauchen Geld, also Steuermittel. Sie brauchen aber auch richtige Dinge. Und dazu gehören im 21. Jahrhundert nicht nur schnelle Autos und Pistolen. Dazu gehören vor allem auch Informationen. Daten.

Durch das EuGH-Urteil zur Vorratsdatenspeicherung besteht die Gefahr, daß der Staat diese Daten löschen muß, obwohl er sie eigentlich zum Schutze seiner Bürger dringend bräuchte.

Und damit kämen wir zum Anfang zurück. Ich wäre ein kleiner, schwacher Mensch. Jetzt aber ohne Schutz des großen Staates. Und das darf nicht sein.


Einen früheren Beitrag zu diesem Thema finden Sie hier.

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Internet Jura

Erdogan blockt Twitter

Premierminister Erdogan hat im türkischen Wahlkampf Twitter sperren lassen, und es ging ein Aufschrei durch die westliche Welt.

Twitter

Vielleicht ist in diesem Zusammenhang ein Artikel interessant, der vor einer Woche (Samstag, 29. März) in der „Financial Times“ erschien. Es geht um Jihad durch Soziale Medien.

Einige Schlagzeilen des Artikels

– Ifthekar Jaman ist ein Moslem aus Portsmouth, der 3.000 Twitter Follower hat und in den letzten Monaten 10.000 Tweets abgesendet hat. Er ging nach Syrien, um dort im Namen des Islam zu kämpfen und zu sterben.

– Es gibt eine britische Stiftung (Quilliam Foundation), die folgende These aufstellt: „Der Irakkrieg war der erste Krieg, der im Fernsehen stattfand, der Syrienkrieg ist jetzt der erste Krieg, der auf Twitter stattfindet.“

– Charles Lister vom Brookings Institut betont „Soziale Medien wurden noch nie so sehr eingesetzt wie jetzt in Syrien, vor allem zur Rekrutierung freiwilliger Kämpfer. Dieser Effekt wird noch jahrelang nachwirken“.

– In den letzten Jahren gingen etwa 2.000 junge Europäer nach Syrien, um dort zu kämpfen. Sie sind jung, und Twitter und Facebook ist für sie der Alltag

– In Großbritannien wurden dieses Jahr schon mehr Leute wegen Vergehen im Bezug auf Syrien verhaftet als im gesamten Jahr 2013. Ende des Jahres werden es 1.000 junge Briten sein.

– Das Problem hat zwei Facetten. Dieses Jahr wurden in Großbritannien bereits 8.000 Websites von der Regierung gesperrt (dort gibt es offensichtlich keine Zensursula-Debatte, sondern man sperrt einfach und fertig). Im Vergleich dazu: in den letzten 4 Jahren waren es insgesamt 20.000 Websites.
Andererseits wurden viele Twitter-Konten gesperrt, doch das bringt nichts. Die Nutzer fügen einfach eine Zahl an ihren Twitter-Namen an, und innerhalb weniger Tage haben sie bereits wieder hunderte von Followern.

– Das britische Innenministerium und die GCHQ versuchen, das Problem in den Griff zu bekommen, aber sie verlieren immer mehr an Boden.

Fazit aus meiner Sicht: Was Erdogan gemacht hat, war primitiv. In Großbritannien versucht man viel aufwendiger, Twitter zu beherrschen, aber den Kampf scheint die britische Regierung langsam, aber sicher zu verlieren.

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Ethik Internet Jura Webseiten

Datenschutz fordert Opfer – 40 Arbeitsplätze vernichtet

Erst im Herbst 2013 hatte werkenntwen seiner Seite einen neuen Look verpasst – jetzt will sich RTL interactive von seiner Tochter trennen. Die Zukunft des sozialen Netzwerks ist ungewiss.

Außerdem habe die Berücksichtigung des Datenschutzes nach deutschem Recht die Nutzerbindung eher erschwert.

wer kennt wen

An der Leistung der Mitarbeiter habe die Entscheidung nicht gelegen – 40 von ihnen sind von der Entscheidung betroffen. Einige könnten allerdings anderweitig im Konzern unterkommen.

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Ethik Jura Politik

Haftpflichtversicherung für Hebammen

Wieso „haben sich die Kosten für die Haftpflichtversicherung der Hebammen innerhalb von zehn Jahren etwa verzehnfacht“? Da stimmt doch was nicht mit der Verteilung der Haftungsrisiken.

Da ist eine politische Lösung gefragt, nicht einfach Geld, das in ein schwarzes Loch gepumpt wird. Der im Bundesrat jetzt vorgeschlagene steuerfinanzierte Fonds ist mir als Lösung zu mager. Irgendjemand erzählt da nicht die ganze Geschichte, ja, nicht mal die halbe.

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Auch in Bayern …

… gilt das deutsche Steuerrecht.

Bayern Deutschland
Bayern Deutschland

Es bleibt zu hoffen, daß sich jetzt viele an Uli H. ein Beispiel nehmen und ebenfalls ins Gefängnis wandern.

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Bildung Ethik Internet Jura Politik

Wider dem Kulturpessimismus

Beinahe im Stundentakt gibt seit Sommer 2013 neue Enthüllungen von Edward Snowden zur „Ausspähung durch die NSA“.

Es hat dann eine Weile gedauert, aber mittlerweile scheint es auch beinahe im Stundentakt ein Statement aller deutschen Internetaktivisten dazu zu geben. Sascha Lobo, Markus Beckedahl, und auch Altmeister wie Hans Magnus Enzensberger beschwören den Untergang des Abendlandes wegen der NSA. Politiker reagieren hilflos; alles, was ihnen einfällt, sind lächerliche Vorschläge wie ein „No-Spy-Abkommen“ mit den USA abzuschließen, so geäußert z.B. von Brigitte Zypries. Als ob sich Spione jemals an Gesetze gehalten hätten 😛

Edward Snowden

Jede einzelne der kritischen Äußerungen von Snowden, Appelbaum, Beckedahl et al. ist natürlich bedenkenswert. Aber in der Summe gibt das einen Kulturpessimismus in Deutschland, der so langsam an die Substanz geht.

Ich versuche jetzt, mit meinen bescheidenen Mitteln, dagegen zu halten. So lese ich beispielsweise heute in der Zeitung, daß ab 31. März der verschlüsselte Zugriff beim POP3-Abruf von Mails zur Pflicht gemacht werden soll, von Mitgliedern der Initiative „E-Mail made in Germany“, also GMX, Web.de, Freenet und die Telekom. Hier wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Zuerst werden wir von der NSA ausspioniert, und jetzt werden wir von dieser seltsamen Initiative entmündigt. Die merken nicht, daß sie genauso autoritär agieren wie die vielkritisierte NSA.

Ich lehne dieses Ansinnen ab, weil durch die zusätzliche Sicherheit der Komfort beim Abruf von E-Mails eingeschränkt wird, und weil ich die NSA-Paranoia nicht teile. Sollten die wirklich an ihrem Vorhaben festhalten, werde ich den Web.de Club-Vertrag kündigen und mir eigene, unverschlüsselte E-Mail-Anbieter suchen.

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Geschichte Jura Politik

Europawahl am 25. Mai 2014 in Deutschland

Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) in Karlsruhe vom 26.02.14 zur Abschaffung der 3%-Sperrklausel bei der Europawahl ist im Grunde eine schallende Ohrfeige für das EU-Parlament: weil es die Kommission sowieso nicht kontrollieren muß/kann, braucht es auch keine funktionsfähigen Fraktionen, so der Tenor der Entscheidung.

Übersetzt heißt das: schafft diesen Laberhaufen aus Straßburg/Brüssel ab, den braucht kein Mensch.

Hier ein weiterer Beleg:
Die „NZZ am Sonntag“ machte (am 9. Februar) mit der Schlagzeile auf, dass uns [Schweizern] der deutsche EU-Parlamentspräsident Martin Schulz Schwierigkeiten androhe, wenn wir der Initiative zustimmten. Das gefiel mir nicht. Ich halte es für möglich, dass Christoph Blocher, der starke Mann der SVP, selbst für dieses Interview gesorgt hat. Er wusste, wie sich Schulz äussern würde und dass dies Wasser auf seine Mühlen bedeutete. Weniger als 20.000 Stimmen haben den Ausschlag gegeben – und für die hat Martin Schulz gesorgt.
Der Schweizer Autor Thomas Hürlimann lebt in der Nähe von Zug und in Berlin.
Quelle: F.A.Z. vom Dienstag, 11. Februar 2014

Mein Kommentar dazu: Martin Schulz ist so ziemlich der dümmste der führenden Politiker, die derzeit durch die freie Wildbahn laufen. Man erinnere sich an seine Rede im Knesset vor einigen Wochen. Und er ist EU-Parlamentspräsident.

Das spricht Bände über die Qualität der Politiker im EU-Parlament.

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Internet Jura Webseiten

Dropbox und die Behörden

Jetzt habe ich mich endgültig von Dropbox verabschiedet.

Grund sind die „Dropbox-Richtlinien zu behördlichen Anfragen“. Der Dienst hat sich folgende Richtlinie gegeben:

Ablehnung von Pauschalanfragen: Behördliche Auskunftsanfragen sollten auf konkrete Personen und Ermittlungen beschränkt sein. Wir werden uns Anfragen zu einer großen Gruppe von Personen oder Anfragen, die keinen direkten Bezug zu einer bestimmten Untersuchung haben, widersetzen.

Ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, ein Unternehmen wie Dropbox zu unterstützen, daß sich behördlichen Pauschalanfragen widersetzt. Im Unterschied zu Dropbox lehne ich staatliche Handlungen nämlich nicht pauschal ab.

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Ethik Internet Jura Politik Transport & Verkehr

Mindestlohn für Taxifahrer

Siegfried Stadler schrieb auf OpenBC (XING):

Taxifahrer befördern Menschen und haben damit einen verantwortungsvollen Job, meint Martin. Sie sollten angemessen entlohnt werden.

Ja natürlich, und die Winter sollten kälter sein, damit die Olympischen Winterspiele nicht ausfallen. Oder wärmer, damit wir nicht so frieren. „Sollte“ ist ein ziemlich dehnbarer Begriff.

Um es mal auf den Punkt zu bringen: ich kann mir kaum einen Job vorstellen, der selbständiger ist als der einen Taxifahrers. Daher kann es hier keinen Mindestlohn geben.

Was aber nicht heißt, daß Taxifahrten nicht auch reguliert werden sollten, und damit ein „Mindestlohn“ durch irgendeine Hintertür eingeführt wird.

Und dann kommen Unternehmen wie Uber oder auch die neuen Free-Floater-CarSharer und mischen den Markt auf. Ich zum Beispiel nutze seit einem Jahr kein Taxi mehr. Wenn ich nachts um 3 am Hauptbahnhof ankomme, nehme ich ein Car2Go und fahre nach Hause. Dank mobilem Internet ist es kein Problem, so was bei der Anfahrt auf den Hauptbahnhof zu buchen. Und das ist billiger, bequemer und umweltfreundlicher als ein Taxi.

Der Taximarkt ist in Bewegung, und das finde ich spannend. Die Taxifahrer, die sich nicht anpassen, werden bald alle noch weniger Geld verdienen. Das ist zwar traurig, aber nicht aufzuhalten. Daher ist die Forderung nach einem Mindestlohn für Taxifahrer so ziemlich das anachronistischste, was man im Jahr 2014 fordern kann.

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English Ethik Jura

The $20 Bill

John Tesh
Hero of the day: 19-year-old Dairy Queen manager, Joey Prusak.
He was serving a blind customer when the man dropped a $20 bill without knowing it.
The woman in line behind him quickly picked it up and … tucked it in her purse.
Prusak asked her to give it back, she refused, and the teen eventually kicked her out: “I told her, ‘Ma’am, you can either return the $20 bill or you can leave the store, because I’m not going to serve someone as disrespectful as you.'“
She left, but it didn’t stop there: Prusak went over to the table of the blind man and gave him $20 out of his own pocket.
Prusak says: „I was just doing what I thought was right. I did it without even really thinking about it.“
Nice job Joey!

Joey Prusak

My comment on this story, found on Facebook and liked by 2,097,000 people to date:

Why did he tell her „‘Ma’am, you can either return the $20 bill or you can leave the store“. He shouldn’t have given her a choice. He should have told her to return the $20 bill. Full stop.