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Tagebuch eines Pfarrers

Der Titel dieses Blogs ist entlehnt dem Tagebuch eines Pfarrers von Hans Spiegl aus Österreich. Normalerweise haben meine Beiträge mehr mit meinem eigenen Leben zu tun, und ich bin nun mal kein Pfarrer, sondern Informatiker. Aber manchmal sind die Grenzen zwischen den beiden Berufen fließend. Das hier ist so ein Fall.

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Nachdem ich nun schon seit über 10 Jahren Reseller von Domains bin, also Internetadressen (Domains) „beim Großhandel“ einkaufe und an Endkunden weiterverkaufe, ist es jetzt erstmals passiert: wie ich vor einer Woche erfuhr, ist einer meiner Kunden Anfang des Jahres überraschend verstorben.

Da der Kunde ganz in meiner Nähe wohnte, ging ich am Freitag abend dort vorbei, um die fällige Rechnung in den Briefkasten zu werfen und die Briefmarke zu sparen. Doch der Briefkasten war innen im Treppenhaus, und auf mein Läuten machte der Kunde nicht auf. Also klingelte ich bei der Nachbarin, damit sie mich zur Briefkastenanlage reinläßt und ich die Rechnung dort einwerfen kann. Doch der Briefkasten war zugeklebt und mit der Aufschrift „verstorben“ versehen.

Ich war schockiert. Doch schnell kam ich ins Gespräch mit der Nachbarin, und ich sagte zunächst nur, daß ich einen Brief habe, der eigentlich in eben diesen zugeklebten Briefkasten sollte. Das war nun keine besonders spannende Information, doch die Nachbarin war dennoch nett zu mir und wir redeten noch etwas an der Türschwelle weiter.

Bald stellte sich heraus, daß sie Mitglied der Nathanaelgemeinde ist. Dort bin ich Presbyter und Finanzkirchmeister, sagte ich, und das waren für sie wohl Schlüsselworte. Einen Briefträger hätte sie an dieser Stelle wohl weggeschickt, doch als Mitglied des Presbyteriums war ich offensichtlich auf einer anderen sozialen Stufe. Sie bat mich, einen immerhin wildfremden Menschen, kurzerhand in ihre Wohnung.

Im Verlauf des Gesprächs wurde klar, daß mein Kunde keines natürlichen Todes gestorben war. Er hatte wohl im Januar seine Mutter verloren, außerdem war er, wie ich wußte, seit zwei Jahren geschieden und hatte große Sorgen um sein behindertes Kind. Er hatte versucht, eine neue Freundin zu finden, und gleichzeitig beruflich „auf den Beinen zu bleiben“, doch im Alter von 61 Jahren hatte ihn die Gesamtsituation wohl überfordert.

Im Lauf der Zeit wandelte sich meine Rolle, auf dem Sofa dieser fremden Frau, immer mehr von der eines „Briefträgers“ zu der eines Seelsorgers. Ich erfuhr immer mehr, nicht nur aus dem Leben meines verstorbenen Kunden, sondern auch aus der variantenreichen Vergangenheit meiner Gesprächspartnerin selbst. Auch sie war wohl, einige Monate nach dem Tod ihres Nachbarn, immer noch geschockt, und ich hatte das Gefühl, das Gespräch mit mir hat auch ihr geholfen, die Erlebnisse zu verarbeiten.

Deswegen heißt dieser Beitrag heute „Tagebuch eines Pfarrers“. Wie ich finde, zu Recht.

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Geschichte Politik Religion

Stolpersteine

Bilder wie dieses aus Braunschweig zeigen, daß Stolpersteine ein ziemlich hilfloser Versuch sind, Geschichtsunterricht zu betreiben.

Die deutsche Vergangenheit ist auch 71 Jahre nach Hitler nicht aufgearbeitet. Und die deutsche Gesellschaft braucht dafür mehr Mut. Es reicht nicht aus, einfach einen Gunter Demnig vorzuschicken, und sich ansonsten auf die „Gnade der späten Geburt“ zurückzuziehen.

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Ethik Politik Religion

Terror und Gott

Der berühmte Pfarrer Spiegl aus Österreich (jetzt nicht mehr Bischofshofen, sondern Mistelbach) erwähnt mich heute in seinem Podcast. Zwar nicht namentlich, aber dennoch.

Eigentlich bin ich derjenige, der diese Episode überhaupt nur angeregt hat.

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Politik Religion

Jahreslosung 2016

„Gott spricht: Ich will Euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“.

Dieser Vers 13 aus dem 66. Buch des Propheten Jesaja ist die diesjährige Jahreslosung der Evangelischen Kirche. Gestern haben wir dazu auch die Sonntagspredigt gehört, die sehr nachdenklich gemacht hat.

Jahreslosung 2016

In einer Zeit, in der wir „Mutti“ als Bundeskanzlerin haben, war es sehr unbedacht von der EKD, diesen Spruch als Jahreslosung zu wählen. Mutti tröstet nämlich nicht. Mutti macht, was sie will, erklärt nichts, moderiert nichts, sondern sagt nur Sprüche wie „Wir schaffen das“ und läßt ihr Volk dann damit im Regen stehen.

Das ist seit vielen Jahren die erste Jahreslosung, die ich mit aller Vehemenz ablehne.