Facebook ist in dieser Woche 10 Jahre alt geworden. Als Geburtstagsgeschenk hat Robert Shrimsley in der „Financial Times“ vom 6. Februar einen Rückblick auf das erste Jahrzehnt veröffentlicht. Hier erscheint er in deutscher Übersetzung, an deutsche Verhältnisse angepaßt.
4. Februar 2004 thefacebook wird in Harvard gegründet. Der Beziehungsstatus wird mit „ledig“ angegeben, aber es besteht die Hoffnung, andere Studenten auf dem Campus zu treffen.
10 Februar 2004 Die erste offizielle Entfreundung findet statt. Mark Zuckerberg verwirft sich mit den Winklevoss-Zwillingen.
März – Juni 2004 thefacebook baut sein Netzwerk aus. Jetzt nutzen es auch Yale, Dartmouth, Stanford und Justin Timberlake.
Dezember 2004 Der Name wird zu „Facebook“ geändert. Der millionste Nutzer kann begrüßt werden. Zuckerberg entfreundet den Mitbegründer Eduardo Saverin und fügt ihn einer neuen Gruppe hinzu mit dem Namen „ehemalige Freunde, denen ich jetzt Millionen als Entschädigung zahlen muss“.
Oktober 2005 Einführung eines neuen Features „peinliche Fotos auf Saufpartys mit meinen Freunden“. Dieses Feature wird von Personalchefs gerne genutzt.
September 2006 Die Altersgrenze wird auf 13 Jahre gesenkt. Damit beginnt ein globales Wettrüsten mit dem Ziel, die meisten Freunde zu gewinnen. Viele Millionen Teenager stellen eine Freundesanfrage an ihre Eltern, damit sie zwei neue Freunde gewinnen.
November 2006 Viele Millionen Teenager entfreunden ihre Eltern, nachdem ihnen klar geworden ist, welche Konsequenzen ihre Gutgläubigkeit hatte.
Januar 2007 Erwachsene gewöhnen sich langsam an Facebook. Sie posten immer häufiger Katzenbilder und die Nachricht, daß sie jetzt „auf dem Sofa sitzen“.
März 2007 Eine Welle der Selbstkritik schwappt durchs Land, als die Nutzer beginnen, sich zu fragen, wieso sie den Kontakt mit so vielen alten Klassenkameraden wieder aufgenommen haben, die sie schon damals in der Schule hassten.
November 2007 Facebook ändert seinen Beziehungsstatus zu „in einer Beziehung zu Werbekunden“. Es entsteht Beacon, womit der Werbeindustrie die Vorteile der sozialen Empfehlungen zuteil werden, basierend auf den Aktivitäten und Interessen der Nutzer. „Angela Merkel hat sich gerade ein paar neue Langlaufskier gekauft“.
Dezember 2007 Beacon gerät in die Kritik, nachdem sich Angela Merkel beschwert, daß die NSA ihren Facebook-Account ausspioniert und bekanntmacht, daß sie sich Lauflaufskier gekauft hat.
August 2009 Facebook führt den Dienst „Gutenberg“ ein. Auf dieser neuen Seite können sich ehemalige Schüler eintragen, die sich gerade eine Waffe besorgt haben und in ihrer alten Schule ein Blutbad anrichten wollen. Dort können sie Bilder von sich, wie sie noch kurz vor dem Attentat ausgesehen haben, und menschenverachtende Nachrichten posten. Nachdem Mark Zuckerberg darauf hingewiesen wird, daß es am Gutenberggymnasium in Erfurt sieben Jahre zuvor einen Amoklauf gab, wird der Dienst umbenannt und erhält einen unverfänglicheren Namen.
September 2009 Das Spiel FarmVille wird eingeführt. Nutzer erhalten die Möglichkeit, digitale Bauern zu werden, und typische Arbeiten eines Bauern auszuführen, wie Kühe melken, Dreifelderwirtschaft, Vergiftung von Nahrungsmitteln und Wanderer erschießen. Diese App entwickelt sich schnell zum beliebtesten Spiel auf Facebook, und andere Spiele mit einem ähnlichen Ansatz wie KücheputzenVille oder SteuererklärungerledigenVille haben dagegen keine Chance.
Mitte 2010 Facebook akzeptiert eine Freundschaftsanfrage der amerikanischen National Security Agency (NSA). Jeder Nutzer hat plötzlich ebenfalls einen neuen Freund auf Facebook.
November 2010 Sturm der Entrüstung, als Facebook ohne Vorwarnung die Privatsphäre-Einstellungen verändert und sich das Recht einräumt, alle privaten Nachrichten zu lesen und zu teilen, wenn man dem nicht ausdrücklich widerspricht. Zuckerberg rechtfertigt diese Einführung mit dem Hinweis, daß es jederzeit möglich ist, dieser Neuerung zu widersprechen. Man muß nur auf Einstellungen – Privat – Oder_vielleicht_Sicherheit – Oh_nein_es_war_doch_Privat – Such_unter_dem_Stein – Nein_unter_dem_anderen – Was_ist_76543_geteilt_durch_89751 – ich_mach_es_später klicken.
Januar 2011 Facebook spielt eine wichtige Rolle im arabischen Frühling, nachdem ein Foto einer „Katze, die aussieht wie Hosni Mubarak“ sich viral verbreitet und das ägyptische Regime destabilisiert.
Juli 2011 Google+ kommt auf den Markt. Viele tausend innovative Nutzer verlassen Facebook, um bei Google+ einen neuen Anfang zu wagen.
August 2011 Viele tausend Google+ Nutzer kommen zurück zu Facebook, nachdem sie festgestellt haben, das keiner ihrer Freunde Google+ nutzt.
April 2012 Facebook kauft Instagram, weil sich die NSA über die mangelhafte Qualität mancher Fotos auf Facebook beschwert hat.
Mai 2012 Facebook geht an die Börse. Die Aktie wird mit US$38 gehandelt, was einen Marktwert des Unternehmens von 104 Milliarden US$ bedeutet. Kritiker fordern das Ende der Blase am Aktienmarkt.
Oktober 2012 Facebook hat jetzt 1 Milliarde aktive Nutzer. Es wird ein neuer Beziehungsstatus zu mobilen Nutzern eingeführt, der von Anfang an ein großer Erfolg wird. Die Werbeeinnahmen beginnen, durch die Decke zu gehen.
Januar 2013 Die Gesichtserkennung wird eingeführt. Dadurch können leicht neue Freunde gefunden werden, die dem alten Adolf ähnlich sehen.
Februar 2014 Der Aktienkurs liegt 65 Prozent höher als zum Zeitpunkt des Börsengangs. Zuckerberg feiert den 10. Geburtstag und kündigt an, daß er Facebook auch den zwei Dritteln der Menschheit zugänglich machen will, die noch keinen Zugang zum Internet haben. Zwei Milliarden Kinder bereiten sich darauf vor, ihre Eltern zu entfreunden.