Am Montag morgen schläft halb Deutschland noch. Ich bekomme so gut wie nie Anrufe oder E-Mails. Also habe ich mir diese Woche am Montag morgen ein paar Stunden Urlaub genehmigt und die Synagoge in der Kölner Roonstraße besucht.
Wir erhielten eine Einführung in jüdisches Leben in Köln und allgemein. Auch wenn es nicht mein erster Besuch in dieser Synagoge war, eröffnet doch jeder Tag neue Eindrücke. Heute haben mich besonders die Erklärungen zum „koscheren Essen“ interessiert.
Juden essen kein Schweinefleisch; generell ist nur Fleisch von Wiederkäuern mit gespaltenen Hufen erlaubt. Das alles, und viele weitere Details, ist streng geregelt im 3. Buch Mose, 11. Kapitel, der jüdischen Thora. Doch das Fleisch, das orthodoxe Juden zu sich nehmen, muß koscher sein.
Koscheres Schlachten ist in Deutschland verboten. Es gibt zwar Ausnahmeregeln für religiöse Gruppen, aber die machen die Sache für die Gemeinde in Köln sehr kompliziert, zumal es wohl auch keinen koscheren Schlachter in Köln gibt. Daher erhält die jüdische Gemeinde in Köln ihr Fleisch aus Belgien oder Frankreich. Da Köln nicht weit von der Grenze entfernt ist, scheint das kein großes Problem zu sein. Die jüdische Gemeinde in Berlin, die die größte in Deutschland ist, erhält koscheres Fleisch wohl meist aus der Tschechischen Republik.
Wieso ist es verboten, in Deutschland koscher zu schlachten? Das liegt meiner Empfindung nach daran, daß ein entsprechendes Gesetz aus der Nazizeit bis heute gültig ist. Deutschlands Juden im Jahr 2014 werden immer noch Steine in den Weg gelegt, im Unterschied zu den Juden in unseren Nachbarländern. Grund ist die deutsche NS-Vergangenheit, die bis heute nachwirkt. Das kann ja wohl nicht wahr sein.