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Ethik Politik

Offener Brief an Prof. Lauterbach zum Thema „Organspende“

Ihre Rede zur Organspende
im Deutschen Bundestag am 16.01.2020

Sehr geehrter Herr Dr. Lauterbach,

das Thema Organspende ist für mich seit Jahren sehr wichtig, da es um Leben und Tod geht und ich, wie wohl fast alle Menschen, damit täglich umgehen lernen muß.

Sehr gespannt war ich daher auf die Debatte und Abstimmung im Deutschen Bundestag und ich bin außerordentlich erleichtert, daß die von Herrn Spahn und Ihnen vorgebrachte Widerspruchslösung keine Mehrheit gefunden hat. Nicht nur, weil ich Angst um meinen Körper habe, der mir und nur mir gehört, und nicht per Default der Allgemeinheit, die ich mit meinem Widerspruch um die „Erlaubnis“ hätte bitten müssen, ihn nach meinem Tod auch unversehrt zu behalten. Ich bin vor allem erleichtert, daß ich keine jahrelangen, teuren und nervenaufreibenden juristischen Verfahren gegen das Gesetz zur Widerspruchslösung führen muß, weil mich das wahrscheinlich nervlich und auch finanziell überfordert hätte.

Ich habe Ihre Rede vom Donnerstag, die Sie dankenswerterweise auf Ihrer Homepage veröffentlicht haben, mehrmals gehört, wie auch einige der anderen Reden zu diesem Thema. Ich habe die Rede sogar abgetippt, damit mir wirklich nichts entgeht.

Ich bin besonders entrüstet über den letzten Absatz der Rede. Sie unterstellen mir ein unethisches Verhalten, wenn ich nicht bereit bin, mich öffentlich zu meiner Entscheidung zu äußern. Das ist anmaßend und übergriffig, um es noch milde auszudrücken.

Sie unterstellen mir außerdem, selbst ein Organ nehmen zu wollen. Es ist absolut unverschämt, mir so etwas zu unterstellen. Wenn ich kein Organspender bin, bin ich selbstverständlich auch kein Organempfänger. Wie kommen Sie auf das schmale Brett, Ihren Mitbürgern und Wählern pauschal zu unterstellen, sie wären Organempfänger?

Ich bedanke mich dennoch, daß Sie als Arzt und MdB sich für dieses Thema engagieren. Es ist ein wichtiges Thema, aber es gibt eben nicht nur medizinische Aspekte in dieser Debatte.

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