Über die Weihnachtstage bin ich mit dem Auto durch Bonn gefahren – wohl zum ersten Mal in meinem Leben. Anläßlich des Besuchs einer Familienweihnachtsfeier ließ es sich nicht vermeiden, ein Auto zu nutzen, und dieses fand ich nach langem Suchen an einer cambio-Carsharingstation in der Nähe des Bonner Hauptbahnhofs. Wir fuhren also mit dem Zug nach Bonn, dann mit dem Auto durch Bonn und nach der Feier auch wieder zurück in die Bonner Innenstadt.
Bonn ist eine von fünf deutschen Städten, in denen der Modellversuch NOx-Reduktion durchgeführt wird. Zwei Jahre lang gibt es Mittel aus dem Bundeshaushalt, um die Schadstoffbelastung in Bonn, und vier weiteren deutschen Städten, zu reduzieren. In Bonn wird dazu, mit großem Tamtam, ein sogenanntes 365-Euro-Ticket eingeführt: für 1 € am Tag können Neukunden den Öffentlichen Personennahverkehr in Bonn nutzen und sollen dadurch dazu angeregt werden, ihr Auto stehenzulassen und damit die Luftqualität in der Stadt zu verbessern.
Nach meiner weihnachtlichen Erfahrung in Bonn möchte ich ausrufen: so ein Quatsch! Bonn verfügt, als ehemalige Bundeshauptstadt wohl zwangsläufig, über ein bestens ausgebautes Schnellstraßen- und Autobahnnetz, in der Stadtmitte (Adenaueralle) und auf Autobahnen um Bonn herum. Das Navi leitete uns schnell und problemlos auf unheimlich gut ausgebauten Straßen aus Bonn heraus und auf der Rückfahrt auf einem anderen Weg wieder zurück zum Hauptbahnhof.
Die einzige Möglichkeit, die Luftqualität in Bonn zu verbessern, ist ein konsequenter und umfassender Rückbau der vielen Straßen. An ganz wenigen Stellen in der Bonner Innenstadt geschieht das bereits in Ansätzen, wie wir feststellen konnten: teilweise werden Radfahrstreifen auf die Fahrbahn gemalt. Das jedoch sind lächerliche Ansätze, die dazu noch zu einer erheblichen Gefährdung der Radler führen. An keiner Stelle war zu erkennen, daß der Autoverkehr in Bonn ernsthaft behindert werden wird.
Der Modellversuch „NOx-Reduktion“ ist in Bonn jetzt schon gescheitert, noch bevor er richtig angefangen hat.