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Transport & Verkehr

Das neue Carsharing

Das CarSharing ist kein Nischenprodukt mehr. Durch die neuen FreeFloater, die es seit zwei Jahren auch in Köln gibt, ist das Autoteilen fast schon ein Massenphänomen geworden. Aus diesem Anlaß führte Rheinschiene Interviews mit den Pressesprechern der drei Anbieter: Tanya Bullmann von cambio, Andreas Leo von Car2Go und Michael Fischer von DriveNow.

Das neue Carsharing
car2go-Auto

Klassisches CarSharing gibt es in Köln seit über 20 Jahren. Cambio Carsharing, die früher „Stattauto“ hießen, in den Anfangsjahren sehr eng mit dem VCD verbunden waren und das auch heute noch sind, bieten an Dutzenden Stationen im kompletten Stadtgebiet stationsgebundenes Carsharing an. Das neue CarSharing wird in Köln vor allem durch Car2Go und DriveNow symbolisiert. Die kleinen weiß-blauen Smarts von Car2Go und die Minis sowie gelegentlich einen BMW von DriveNow sieht man immer häufiger durch Köln fahren. Sie unterscheiden sich von cambio dadurch, daß sie nach Benutzung nicht mehr an eine Station zurückgebracht werden müssen, sondern innerhalb der Stadt an einer beliebigen Stelle abgestellt werden können. Sie haben einen weit höheren Zeitpreis, aber meist keinen zusätzlichen km-Preis, sind für kurze Einwegfahrten dem klassischen CarSharing daher preislich ebenbürtig oder sogar billiger.

CarSharing ist „in“. Auf der CeBIT 2013 stieg sogar die Bundeskanzlerin testweise in ein CarSharing-Auto, auch wenn sie einräumte, das im Alltag nicht zu nutzen – warum eigentlich nicht? Das Motto war damals die „Shareconomy“, also die Wirtschaft, in der man alles teilt. Das Auto, den Bollerwagen, die Bohrmaschine, und mehr?

Es wurde in den Gesprächen, die der Autor dieser Zeilen mit den drei Vertretern führte, überdeutlich, daß die technische Entwicklung eine treibende Kraft dieses neuen Phänomens ist. Ohne Smartphones sind Car2Go und DriveNow kaum denkbar. Aber auch cambio profitiert davon, indem Bordcomputer immer häufiger die klassischen Tresore ersetzen und es damit rentabel wird, auch an Standorten mit nur wenigen Autos eine neue Station zu eröffnen.

Der Mensch ist bequem. Das gilt auch für Köln. Wenn das nächste Teilauto weiter als 500m entfernt steht, wird er es nicht nutzen. Deshalb baut cambio immer mehr kleinere Stationen, die näher an den Nutzern sind, und deshalb sind Car2Go und DriveNow so erfolgreich: wenn man ein Auto vor der Nase hat, steigt man eher ein und kurbelt damit den Umsatz an, als wenn man weit bis zur nächsten Station gehen oder radeln muß.

Die KVB hat eine Kooperation mit allen drei Anbietern – und zusätzlich auch mit Flinkster, der CarSharing-Tochter der Deutschen Bahn. Doch wieso macht die KVB das? Sind Kunden, die mit dem Teilauto fahren, nicht eine Konkurrenz zum ÖPNV? Nehmen sie der KVB nicht eher Kunden weg?

Nein, sagt Herr Leo von Car2Go. Die meisten CarSharing-Kunden haben sowieso ein Monatsabo der KVB, daher verlieren die kommunalen Nahverkehrsbetriebe durch die CarSharer keine Einnahmen. Im Gegenteil: wer sein eigenes Auto abschafft, weil es CarSharing gibt, fährt vielleicht sogar häufiger mit dem ÖPNV, so das Kalkül. Vor allem aber, so Andreas Leo: Car Sharing macht die Mobilität flexibler im Kopf. Man steigt nicht mehr „einfach ins Auto, weil es eh vor der Tür steht“. Man überlegt sich jede Fahrt ganz bewußt, und ist damit ansprechbarer für eine ökologischere Wahl der Verkehrsmittel.

Verliert das Taxigewerbe an Kundschaft durch die CarSharer? Oberflächlich könnte man das meinen: wer am Hauptbahnhof ankommt, nimmt heute vielleicht eher ein FreeFloating CarSharing-Auto als ein Taxi, wenn es zu einer Zeit ist, zu der die KVB gerade nicht fährt. Das ist preiswerter und auch ökologischer, weil die Rückfahrt ja entfällt. Andererseits gewinnt das Taxigewerbe auch an Kundschaft: wenn man mit dem CarSharing-Auto zur abendlichen Party fahren kann, fährt man dann alkoholisiert mit dem Taxi zurück. Gäbe es kein Car2Go und kein DriveNow, wäre man vielleicht beide Wege mit dem eigenen Auto gefahren und hätte auf Alkohol verzichten müssen.

Keiner der drei Anbieter sieht eine Konkurrenz durch Uber auf sich zukommen, sollte dieser neue Dienst in Deutschland doch legalisiert werden. Das erscheint mir jedoch wie Augenwischerei. Natürlich ist Uber derzeit noch illegal. Aber wenn sich das ändert, wird sich der Mobilitätsmarkt in großen Städten, also auch in Köln, radikal ändern. Darauf sind die alteingesessenen Anbieter in keinster Weise vorbereitet.

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drive-now Auto

Der soziale Hintergrund von cambio einerseits und Car2Go und DriveNow andererseits ist ein völlig unterschiedlicher. Während cambio der Umweltbewegung entstammt und stolz darauf ist, daß ein Teilauto bis zu 11 Privat-Pkw ersetzt, sind die beiden FreeFloater in Köln vielleicht sogar eine „Einstiegsdroge“ für junge Erwachsene, die sich noch kein eigenes Auto leisten können, aber über CarSharing jetzt doch in den „Genuß“ des MIV kommen. So würde kein Student mit dem Taxi zur Uni fahren, weil er dann als Snob erscheint. Eine Fahrt mit dem Free-Floater-CarSharing Auto zur nächsten Vorlesung gilt derzeit jedoch unter Kommilitonen als „cool“, obwohl es kaum preiswerter als das Taxi ist. Die Nutzer von cambio sind daher im Schnitt auch über 10 Jahre älter als diejenigen der beiden Neulinge.

Entsprechend sind die Nutzerzahlen. DriveNow hat knapp 400.000 Kunden in Deutschland, fast identisch mit Car2Go. Etwa 70% dieser Kunden sind aktive Nutzer, die anderen sind Karteileichen. Da es beim FreeFloating Carsharing, im Unterschied zu cambio, keine monatliche Grundgebühr gibt, wächst die Nutzerzahl naturgemäß viel schneller, ja, sie explodiert geradezu. Andererseits steigt dadurch die Wahrnehmung von CarSharing im öffentlichen Raum, wovon indirekt auch cambio wieder profitiert.

Sowohl Car2Go (Start mit einem Pilotprojekt vor 7 Jahren in Ulm) als auch DriveNow (Start 2011 in München) liegen mit ihren Nutzerzahlen weit über Plan. Beide sind derzeit auch fast schon im Bereich der Gewinnschwelle, d.h. die Phase der Anfangsverluste ist überwunden. Die Strategie der beiden FreeFloater unterscheidet sich jedoch. Während DriveNow nur auf absolute Großstädte fokussiert ist, und Düsseldorf nur wegen der Nähe zu Köln und dem Test „städteübergreifendes CarSharing“ im Programm ist, experimentiert Car2Go auch mit kleineren Städten wie Stuttgart und Frankfurt, ja sogar mit Bonn und Leverkusen, sowie verstärkt mit Städten im Ausland (Rom, Mailand, Wien, Kopenhagen etc).

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cambio-Auto

Eine starke Beschränkung ist für cambio die Tatsache, daß nur 10% aller Fahrzeuge im öffentlichen Raum, also auf oberirdischen Parkplätzen, die nicht in Privatbesitz sind, stehen dürfen. Da Car2Go und DriveNow entsprechende Vereinbarungen mit den Städten geschlossen haben, die ein freies Parken auf öffentlichen Parkplätzen erlauben, unterliegen sie diesen Beschränkungen nicht. Sie zahlen dafür aber auch mehr Geld in die klammen kommunalen Kassen.

Fazit: Es ist zu begrüßen, daß durch die neue Konkurrenz Bewegung in den CarSharing Markt kommt, der in Köln von Stattauto vor vielen Jahren begründet wurde. Dadurch steigt das Bewußtsein der Menschen dafür, daß es eine Alternative zum eigenen Auto gibt. Wenn das in die richtigen Bahnen gelenkt wird, kann der Umweltverbund in Köln und Umgebung dadurch gestärkt werden.

zuerst veröffentlicht in RheinSchiene 54, Winter 2014/15, Seite 38/39

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Der Wartesaal


1. Die Vorgeschichte

    Vor ein paar Monaten erhielt ich einen Brief von der Deutschen Bahn AG. Ich bin seit vielen Jahren Besitzer einer BahnCard und erhalte daher gelegentlich Werbung dieses deutschen Transportunternehmens. Der Brief hat mich zunächst also nicht sonderlich überrascht.
    Doch diesmal war der Brief anders. Dicker, aufwendiger aufgemacht. Eine Hochglanzbroschüre – und eine schicke, silber-graue BahnCard. „Bahn.comfort“ stand drauf. Sie war meine Eintrittskarte in die Welt der Reichen und Schönen.
    Erst vor wenigen Wochen hatte ich eine neue BahnCard erstanden. Und theoretisch wußte ich zwar, daß es besondere Warteräume an großen Bahnhöfen gibt, doch nie hätte ich gedacht, daß ich diese einmal betreten würde. Ich war im Vorjahr zwar mehr Bahn gefahren als sonst, aber gar so viel war es mir doch nicht vorgekommen. Doch ich hatte wohl mehr Geld in Dr. Grubes Tasche gelassen, als ich gedacht hatte. Ich hatte die Umsatzschwelle der DB geknackt und war jetzt also ein Jahr lang berechtigt, jederzeit Zutritt zur DB Lounge zu erlangen.

DB Lounge 1

2. Das Objekt

    Die DB Lounges sind eine Weiterentwicklung der altehrwürdigen Wartesäle. Wie schreibt eine Schweizer Zeitung „Kunstvoll mit Ornamenten verzierte Decken, knarrende Holzbänke, rustikale Bahnhofsbuffets: Alte Bahnhof-Wartestätten bieten dem Reisenden allerhand zu entdecken und zu bestaunen.“ Doch das war gestern. Heutzutage gibt es die Lounge. Ich bin zwar 2.-Klasse-Kunde, doch dank des „Vielfahrerstatus“ war ich jetzt offentlich in die erste Liga aufgestiegen.
    Seitdem nutze ich dieses Privileg regelmäßig. Wenn ich am Kölner Hauptbahnhof vorbeikomme. Aber auch bei Fahrten nach Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart oder wie kürzlich nach Berlin. Dort überall, und an noch einigen weiteren deutschen Umsteigebahnhöfen, gibt es die Wartesäle mit den roten Ledersitzen, dem reichhaltigen Angebot an Zeitungen, Heiß- und Kaltgetränken sowie neuerdings, im Sommer, sogar Eis.

DB Lounge 2

3. Die Handhabung

    Man darf als „Bahn.comfort“-Kunde eine weitere Person mitnehmen in die Lounge, was an der Tür kontrolliert wird. Häufig ist das mein Sohn, für den das kostenlos bereitgehaltene Eis in den Sommermonaten die Hauptattraktion ist. Aber auch Eltern, Freunde und Geschäftspartner haben in den vergangenen Monaten in meinem Schlepptau die Annehmlichkeiten im modernen Ambiente an deutschen Bahnhöfen bereits kennengelernt.
    Die deutsche Bahn.comfort-Karte berechtigt aber auch zu Besuch entsprechender Warteräume im benachbarten Ausland, in Ländern, die „Railteam“, der Bahnallianz der wichtigsten europäischen Gesellschaften angehören. So habe ich auch schon den entsprechenden Komfort in Brüssel, Salzburg und London genossen, wobei letztere beiden noch eine Nummer für sich sind. Dort gibt es nicht nur kostenlose alkoholfreie Getränke und Zeitungen, wie in Deutschland, sondern Snacks und selbst Bier und Wein. Für alle.

 

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Klimawandel: Verspätete Kühle

Emissionen, die heute reduziert werden, zeigen erst Mitte des Jahrhunderts Wirkung

Ein Großteil der internationalen Anstrengungen, den Klimawandel zu bekämpfen, haben sich darauf konzentriert, die Emissionen von Stoffen, die zur Erderwärmung beitragen, zu reduzieren, und hier vor allem Kohlendioxid. Das ist natürlich eine rationale Vorgehensweise. Die weltweite Durchschnittstemperatur liegt heute etwa 1,1°C über der in vorindustrieller Zeit, und CO2 ist der Hauptschuldige. Dieser Stoff, und andere Klimagase entstehen, wenn fossile Treibstoffe verbrannt werden, um Energie zu erzeugen, Maschinen zu betreiben, Stahl und Zement herzustellen, in der Landwirtschaft und durch Abholzung von Wäldern. Langfristig ist die Vermeidung dieser Emissionen die einzige nachhaltige Lösung, um die ansonsten unaufhaltsame Erwärmung der Erde aufzuhalten.

Aber die Emissionen dieser Klimagase führen nicht sofort zu einem Anstieg globaler Temperaturen, und deren Reduzierung führt auch nicht zu sofortiger Abkühlung. Stattdessen dauert es Jahrzehnte, bis die Bemühungen der Politik von heute zu messbaren Auswirkungen auf die globale Temperatur führen – wie es eine Studie beschreit, die in dieser Woche in Nature Communications veröffentlicht wurde.

https://doi.org/10.1038/s41467-020-17001-1

Unter Verwendung von Klimamodellen untersuchten Björn Samset und seine Kollegen am Norwegischen Zentrum für Internationale Klimaforschung hypothetische Zukunftsszenarien, bei denen die Emissionen von neun unterschiedlichen industriellen Verschmutzern, einschließlich Kohlendioxid und Methan, entweder sofort gestoppt oder mit einer Rate von 5% pro Jahr gegen Null reduziert wurden, angefangen im Jahr 2020. Um die jeweiligen Effekte isoliert zu betrachten, wurde jede Chemikalie einzeln entfernt, während die anderen sich weiterentwickeln, wie sie es grob tun würden, wenn sich die Regierungen an ihre derzeitigen Klimaselbstverpflichtungen halten. Das Experiment hat also untersucht, wie schnell zusätzliche Bemühungen, wie sie von der Pariser Klimavereinbarung eingefordert werden, sich bei der Geschwindigkeit der Erderwärmung bemerkbar machen würden.

Diese Simulationen wurden vielfach wiederholt, um statistisch relevante Ergebnisse zu erhalten. Das führt dazu, daß eine Reduzierung von CO2-Emissionen die Erderwärmung schon ab 2033 abmildern könnte, aber nur, wenn sie weltweit im Jahr 2020 beendet würden. Das würde letztlich eine Abschaffung von 80% der Energiequellen weltweit bedeuten, einschließlich der Schließung aller mit fossilen Brennstoffen betriebenen Kraftwerke, über Nacht – was eindeutig kein realistisches oder wünschenswertes Szenario ist.

Die Verminderung von CO2 mit 5% pro Jahr, angefangen dieses Jahr, würde eine statistisch signifikante Abweichung von den Temperaturen, die sonst aufgetreten wären, erst ab dem Jahr 2044 bewirken. Auch dieses Tempo der CO2-Reduzierung ist jedoch eine Herausforderung, etwa gleichartig der Reduzierung um 4-7%, die für dieses Jahr aufgrund der Covid-19 Pandemie und verbreiteter wirtschaftlicher Schließungen geschätzt wird. Vor diesem Ereignis stiegen die jährlichen Emissionen stets an. Ohne gemeinsame Bemühungen der Regierungen werden sie wahrscheinlich wieder ansteigen, wenn die Wirtschaft der verschiedenen Länder wieder anspringt.

Ein Grund für die verspäteten Auswirkungen der Reduzierung von Emissionen ist die natürlich Wechselhaftigkeit des Klimas. Ob es in einem Jahr wärmer oder kälter als im Vorjahr ist, liegt nicht nur an den Klimagasen. Große natürliche Klimaeffekte spielen auch eine Rolle (El Niño und La Niña sind wohl die bekanntesten Beispiele), welche die Erde zyklisch um einige Zehntel Grad erwärmen oder abkühlen. Abhängig von deren Phase wird die durch Klimagase bewirkte Erwärmung durch diese natürlichen Effekte entweder verdeckt oder verstärkt. Während die Emissionen anfangen, zurückzugehen, wird die natürliche Variabilität die daraus resultierende Verringerung der Erderwärmung ebenfalls verdecken. Die Modelle von Dr Samset haben das berücksichtigt.

Außerdem ist über 90% der Energie, die durch die Emission von Klimagasen im letzten halben Jahrhundert auf der Erde zurückgehalten wurde, im Meer aufbewahrt und wird nur langsam als Wärme in die Atmosphäre entlassen. Selbst wenn alle Emissionen morgen beendet würden, führt dieser Prozess noch jahrelang zu einer Erwärmung der darüberliegenden Luft.

Der Hauptgrund für die Verzögerung ist jedoch, daß das heute emittierte Kohlendioxid Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte in der Atmosphäre bleiben wird, bevor es von Pflanzen oder den Weltmeeren wieder absorbiert wird. Das gilt nicht für andere Emissionen der Industrie. Jedes Molekül Methan erwärmt die Erde 84 bis 87 mal so viel, im Durchschnitt von 20 Jahren, wie Kohlendioxid, aber es bleibt nur einige Jahre vorhanden, nicht für viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte. Das hat dazu geführt, daß Rufe nach einer sofortigen Aktion zur Beendigung von Methanemissionen laut wurden, etwa durch die Reparatur von undichten Gasleitungen, und die Reduzierung von Emissionen durch die Landwirtschaft. Aber selbst dann legt die Arbeit von Dr Samset nahe, daß die Vermeidung aller Quellen der Verschmutzung durch Methan im Jahr 2020 die Trends zur Erderwärmung nicht vor 2039 beeinflussen würden.

Den Druck hochhalten
Es ist tragisch, daß ein Verschmutzer, der am ehesten einen direkten Einfluß haben könnte, einer ist, der die Welt derzeit kühlt. Schwefeloxide sind ein Nebenprodukt der Verbrennung einiger fossiler Brennstoffe, wie etwa Kohle und schmutzigem gelagertem Treibstoff, und es gibt Bemühungen, sie zu vermeiden, indem die Emissionen der Schiffahrt und städtischer Luftverschmutzung angegangen werden. In der Atmosphäre reflektieren sie einen Teil der Sonnenstrahlen zurück in den Weltraum, was eine kühlende Wirkung hat. Weil sie durch den Regen innerhalb weniger Tage nach ihrer Emission wieder zurück auf die Erde gelangen, könnte ihre Vermeidung die Erwärmung zum Ende dieses Jahrzehnts erhöhen.

Trotz alledem ist die Verringerung von Emissionen unabdingbar, wenn das Weltklima stabil bleiben soll und die einzige Möglichkeit, die Ziele der Pariser Vereinbarung, die Erderwärmung auf 1,5 – 2°C zu begrenzen, zu erreichen. Aber Dr Samset ist der Meinung, daß die Temperatur nicht die beste Messlatte sein könnte, um die Effektivität von klimawirksamen Aktionen zu erfassen, zumindest nicht bis zu den 2040er Jahren. Stattdessen könnte eine direkte Messung der Konzentration klimawirksamer Gase in der Atmosphäre besser sein, da dieses den verwirrenden Einfluß natürlicher Variabilität entfernt. Und ohne eine kluge Vermittlung könnte es einen öffentlichen Aufschrei gegen scheinbar unwirksame Politik geben.

Es ist jedoch grundlegend, daß solche Forschungsergebnisse betonen, trotz der beginnenden Dekarbonisierung der Länder der Welt, die Regierungen und die Gesellschaften ihre Bemühungen, sich an die unabwendbare kommende Erwärmung anzupassen, drastisch verstärken müssen.

Quelle: The Economist, London. 11. Juli 2020. Eigene Übersetzung ins Deutsche

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Bildung Webseiten

Stefi hat jetzt auch ein Blog

Heute habe ich meiner Freundin Stefi Syrjah gezeigt, wie man ein Blog einrichtet.

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Ethik Politik

Moralische Appelle

Die Bundesregierung hat beschlossen, wg Corona-Gefahr Großveranstaltungen abzusagen, z.B. Fußballspiele der 1. Bundesliga ohne Zuschauer stattfinden zu lassen. Ethiker appellieren an die Menschen, keinen anderen anzustecken.

Beim Spiel Mönchengladbach gegen Köln gestern Abend, das vor leeren Rängen stattfand, versammelten sich tausende Fans dicht gedrängt vor dem Stadion. Was soll der Quatsch?

Die Menschen sind offensichtlich nicht für moralische Appelle empfänglich. Wenn wir die Pandemie wirklich eindämmen wollen – und das ist wichtig, damit unser Gesundheitssytem nicht kollabiert – hilft nur rigoroses Handeln der Staatsgewalt. So wie jetzt geht es offensichtlich nicht.

Also müssen Spiele ganz abgesagt werden.

Moralische Appelle

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Ethik

Verantwortung übernehmen

Pfarrer Hans Spiegl aus Mistelbach in Niederösterreich zum Mörder in Hanau. Podcast vom 20.02.2020

Das ist halt paranoide Schizophrenie und dagegen kannst du nichts tun. – Man könnte schon, wenn wir nicht in einer Zeit leben würden, wo keiner auf irgendwas reagiert. Wenn halt irgendjemand einmal Verantwortung übernommen hätte, und gesagt hätte, also o. k., jemand, der solche Sachen schreibt, der ist schwer krank, dann müssen wir was tun. Um den muss man sich kümmern, weil sonst kann es gefährlich werden.

Natürlich ist das in dieser Zeit nicht geschehen, weil ja kein Mensch mehr Verantwortung übernimmt. Das ist ja das wirklich Furchtbare an unserer Zeit: die Verantwortungslosigkeit. Jeder putzt sich ab, jeder sagt: nein, da könnte ich die Freiheit von jemand anderem einschränken. Bitte, schränkt die Freiheit von jemand anderem ein, wenn der Mensch schwer leidend ist.

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Ethik Politik

Offener Brief an Prof. Lauterbach zum Thema „Organspende“

Ihre Rede zur Organspende
im Deutschen Bundestag am 16.01.2020

Sehr geehrter Herr Dr. Lauterbach,

das Thema Organspende ist für mich seit Jahren sehr wichtig, da es um Leben und Tod geht und ich, wie wohl fast alle Menschen, damit täglich umgehen lernen muß.

Sehr gespannt war ich daher auf die Debatte und Abstimmung im Deutschen Bundestag und ich bin außerordentlich erleichtert, daß die von Herrn Spahn und Ihnen vorgebrachte Widerspruchslösung keine Mehrheit gefunden hat. Nicht nur, weil ich Angst um meinen Körper habe, der mir und nur mir gehört, und nicht per Default der Allgemeinheit, die ich mit meinem Widerspruch um die „Erlaubnis“ hätte bitten müssen, ihn nach meinem Tod auch unversehrt zu behalten. Ich bin vor allem erleichtert, daß ich keine jahrelangen, teuren und nervenaufreibenden juristischen Verfahren gegen das Gesetz zur Widerspruchslösung führen muß, weil mich das wahrscheinlich nervlich und auch finanziell überfordert hätte.

Ich habe Ihre Rede vom Donnerstag, die Sie dankenswerterweise auf Ihrer Homepage veröffentlicht haben, mehrmals gehört, wie auch einige der anderen Reden zu diesem Thema. Ich habe die Rede sogar abgetippt, damit mir wirklich nichts entgeht.

Ich bin besonders entrüstet über den letzten Absatz der Rede. Sie unterstellen mir ein unethisches Verhalten, wenn ich nicht bereit bin, mich öffentlich zu meiner Entscheidung zu äußern. Das ist anmaßend und übergriffig, um es noch milde auszudrücken.

Sie unterstellen mir außerdem, selbst ein Organ nehmen zu wollen. Es ist absolut unverschämt, mir so etwas zu unterstellen. Wenn ich kein Organspender bin, bin ich selbstverständlich auch kein Organempfänger. Wie kommen Sie auf das schmale Brett, Ihren Mitbürgern und Wählern pauschal zu unterstellen, sie wären Organempfänger?

Ich bedanke mich dennoch, daß Sie als Arzt und MdB sich für dieses Thema engagieren. Es ist ein wichtiges Thema, aber es gibt eben nicht nur medizinische Aspekte in dieser Debatte.

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Transport & Verkehr

Details zum Carsharing

Auch, nachdem ich seit über 30 Jahren jetzt Carsharing nutze, lerne ich immer noch Neues dazu. Seit es die Flinkster-App gibt, wird die Miete nicht mehr automatisch beendet, wenn man das Auto an der Station zurückgibt. Man muß jetzt in der App (oder per Anruf) die Miete aktiv beenden, und nur dann wird für die restliche Zeit nur noch die Hälfte des Stundenpreises berechnet, und die anderen 50% gutgeschrieben. Das lohnt sich natürlich nur dann, wenn man großzügig kalkuliert hat und lange vor dem offiziellen Mietende zurück an der Station ist. Aber so sollte man das eh machen, damit man am Ende der Zeit nicht auf einmal Streß bekommt.

Details zum Carsharing
Flinkster-Rechnung unserer Fahrt an Weihnachten

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CdeBurgh Politik Transport & Verkehr

Eventim boykottieren!

Das Geschäft der Eventim lässt sich in zwei Hauptbereiche aufteilen: Ticketing und Live-Entertainment. Darüber hinaus ist das Unternehmen auch in den Bereichen Zugangskontrollsysteme, Database Marketing, Eventreisen, Online-Auktionen und papierlose Tickets (E-Tickets) tätig.

Gestern hat Eventim nun, zusammen mit einem zweiten Betreiber, das Bundesverkehrsministerium auf 560 Mio € Schadenersatz verklagt, weil die Pkw-Mautverträge nicht erfüllt werden.

Das sollte zwei Konsequenzen haben:

1. Bei einer zukünftigen Mautausschreibung sollte Eventim jedenfalls vom Bieterwettbewerb ausgeschlossen werden.

2. Ich werde Eventim zukünftig boykottieren. Wenn ich Konzerttickets kaufe, habe ich bisher auch Eventim genutzt, um diese zu erwerben, und dem Unternehmen damit Provision gezahlt. Das hört ab sofort auf. Ich werde doch keine Blutsauger unterstützen, die den Staat, also uns alle, mit solch überzogenen Forderungen belasten wollen!

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Mein Nachbar Salem

Vor etwa vier Monaten bin ich umgezogen, und einer der freundlichsten neuen Nachbarn, die ich kennenlernte, war Salem. Ein junger, aufgeschlossener Mann, immer nett und hilfsbereit. Und jetzt ist er tot. Einfach so.

Mein Nachbar Salem

Unsere Haustür gleicht mittlerweile einer Grabstätte, und fast täglich kommen Freunde vorbei, um sich von ihm zu verabschieden.